612 Türkei. (Oktober 28.—November 26.)
Türkei lebenden Algerier und Tunefier wie franzöfische Schutz-
genossen zu behandeln.
.. Oktober. Die englische Botschaft protestiert dagegen, daß
die türkischen Behörden die Versammlung vom 23. duldeten, in
der die englische Politik gegenüber Perfien öffentlich einer beleidigend
scharfen Kritik unterzogen wurde.
9. November. Anleihe in Deutschland und Osterreich.
Die Regierung schließt mit einem Konsortium ab, das die gesamte
deutsche und österreichische Hautefinance umfaßt. Der Kurs der 4prozentigen
Anleihe beträgt 84 Prozent. Als Unterpfand dienen die Zolleinnahmen von
Konstantinopel. Die Banken übernehmen 7 Millionen Pfund und haben die
Option auf weitere 4 Millionen. Der Ausgabetermin kann von den Banken
bis zum 14. März 1912 hinausgeschoben werden. Doch müssen sie bis da-
hin der Türkei einen Vorschuß bis zu 6 Millionen Pfund gewähren.
14. November. (Kammer und Senat.) Eröffnung der Session
durch den Großwesir.
Das Budget weist bei 28,6 Millionen Pfund Einnahmen und
35 Millionen Ausgaben ein Defizit von beinahe 6⅛ Millionen Pfund auf,
das durch Anleihe gedeckt wird.
17. November. Neue Einnahmegquellen.
Der Finanzminister forderte die Pforte auf, mit den Mächten in
Verhandlungen einzutreten wegen Einführung des Monopols auf Petroleum
sowie wegen Ausdehnung der Patentsteuer auf die fremden Untertanen in
der Türkei.
17. November. Zur Anleihefrage.
Die „Banque Ottomane“ protestiert beim Finanzministerium gegen
die Ausgabe von Schatzanweisungen an das deutsch-österreichische Kon-
sortium, weil angeblich ein Ferman ihr das Monopol sichere. Der Finanz-
minister bescheidet die Beschwerde am 24. November abschlägig.
22. November. (Parlament.) Die Aufhebung des Paß-
zwanges wird mit 85 gegen 78 Stimmen beschlossen.
23. November. (Kreta.) Die Nationalversammlung wird
im Namen des Königs Georg eröffnet.
Kein muselmanischer Abgeordneter ist gegenwärtig. Die Versamm-
lung erklärt durch einstimmigen Beschluß ihr unabänderliches Festhalten
an der Vereinigung Kretas mit Griechenland. Der Parteiführer Kunduros
und seine Anhänger widerriefen durch Protokoll ihre letzthin verfochtene
Meinung der Rückkehr Kretas zum autonomen Oberkommissariat. Präsident
wird der Regierungskandidat Kriaris. Die muselmanischen Abgeordneten
protestieren bei den Konsuln und dem Präsidium der Kammer gegen ihren
Ausschluß.
26. November. (Yemen.) Neuer Araberaufstand unter Mahdi
Idris.
Ein italienischer Schooner, der den Aufständischen Waffen bringen
sollte, wird in Hodeida sequestriert.