Griechenland. (September 16.—November 22.) 631
dann alle Schwierigkeiten überwinden und das Ihnen auferlegte Werk zu
einem guten Ende führen werden. Sie werden auf diese Weise für die
im Anschluß an Ihre Tagung stattfindenden regelmäßigen Sitzungen der
Kammer eine Grundlage finden, die der Tätigkeit der staatlichen Organe
und der Wiederherstellung der politischen Ordnung zuträglicher und der
Verwirklichung der nationalen Ideale günstiger sein wird.
16. September. (Nationalversammlung.) Bei der Ver-
eidigung der Mitglieder kommt es zu einer Prügelei, weil viele
Abgeordnete die Umwandlung des Parlaments in eine Konstituante
erzwingen wollen.
Am 19. September wird die Debatte mit 148 gegen 121 Stimmen
bis nach der Präsidentenwahl vertagt.
20. September. Veniselos erklärt dem König und den Führern
der bürgerlichen Parteien, daß er die Bildung eines Ministeriums
nur dann übernehmen würde, wenn ihm der König das Recht der
Auflösung der Nationalversammlung geben würde, falls diese durch
Tumulte die Umwandlung in eine Konstituante erzwingen sollte.
9. Oktober. Wiedereröffnung der Nationalversammlung.
12. Oktober. Das Ministerium Dragumis reicht seine Ent-
lassung ein. Die Sitzungen der Nationalversammlung werden vertagt.
18. Oktober. Bildung eines neuen Ministeriums unter Veni-
selos. Minister des Auswärtigen wird der Gesandte in Konstanti-
nopel Gryparis.
23. Oktober. (Nationalversammlung.) Da Veniselos die
Frage, ob der König das Recht habe, die Nationalversammlung
aufzulösen, nicht glatt verneint, entfernen sich bei der Abstimmung
über die Vertrauensfrage so viele Abgeordnete, daß das Haus be-
schlußunfähig wird. Das Ministerium verlangt deshalb seine
Demission.
W.. Oktober. Auflösung der Nationalversammlung und Wieder-
berufung einer neuen auf den 8. Januar. Die Wahlen sollen am
11. Dezember stattfinden.
Das Auflösungsdekret beruft sich auf Art. 37 der Verfassung, der
aber nur vom gewöhnlichen Parlament spricht. Die Gegner des Premier-
ministers Veniselos protestieren daher gegen den angeblichen Verfassungs-
bruch und Staatsstreich des Königs.
22. November. Politische Spaltungen.
Während das Hofblatt „Hestia“ verlangt, daß die Regierungzkreise
sich jeder Aeußerung über die kretische Frage enthalten sollten, erklärt die
Zeitung „Athenai“, das Organ der Veniselospartei, daß die Regierung
die Kretafrage als eine national-griechische Angelegenheit betrachte, für
die Angliederung der Insel eintrete und die volle Verantwortung für die
Kretapolitik gegenüber dem Volke übernehme.