Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

VPereinigte Staalen von Nordamerike uad Kauada. (Dezember 6. 7.) 645 
Jahr beträgt 630 Millionen Dollars, etwa 53 Millionen weniger als im 
laufenden Jahr. Dabei seien aber die Ausgaben für den Panamakanal 
nicht mit einbegriffen, der so rasch vollendet werden soll, als es die Ver- 
hältnisse gestatten. Diese Ausgaben sind um 20 Millionen höher als im 
Jahre 1911, von denen 19 Millionen auf die Befestigungen entfallen. Die 
Einnahmen belaufen sich auf 680 Millionen Dollars. Der Ueberschuß 
von 50 Millionen Dollars wird jedoch durch die Ausgaben für den Panama- 
kanal in Höhe von 57 Millionen in ein Defizit von 7 Millionen ver- 
wandelt. Werden die Befestigungen abgelehnt, so bleibt ein Ueberschuß 
von 12 Millionen. 
Die Botschaft erklärt, das neue Tarifgesetz sei eine Einnahme- 
quelle, wie sie in der Geschichte des Landes noch nicht dagewesen sei. Die 
Regierung werde den Tarifausschuß permanent machen und die Mitglieder- 
zahl vielleicht auf fünf erhöhen. In der gegenwärtigen Session die Tarif- 
reform vorzusetzen, werde nicht möglich sein, weil die Prüfung ein enormes 
Maß sorgfältigster Einzelarbeit erfordere. Die Regierung hoffe jedoch, die 
Reform mit dem neuen Kongreß fortsetzen zu können. 
Unter Hinweis auf seinen eigenen Besuch des Panamakanals 
versichert der Präsident, daß der Kanal zur festgesetzten Zeit, nämlich am 
1. Januar 1915, innerhalb des Kostenanschlages von 375 Millionen Dollars 
vollendet sein werde. Er empfiehlt die Anlage von Befestigungen und 
die Erhebung eines Zolles von einem Dollar für die Nettotonne auf alle 
Handelsgüter. Die Regierung werde für Docks und Reparaturwerkstätten 
sorgen und Erleichterungen für den Verkauf von Oel, Kohlen und Schiffs- 
proviant zu schaffen haben. Den zwischenstaatlichen Bahnen soll verboten 
werden, Schiffe durch den Kanal gehen zu lassen. 
Die Botschaft enthält ferner verschiedene Reformen des Gerichts- 
verfahrens nach englischem Muster, sowie die teilweise Erhöhung des 
Buchportos zwecks anderweitiger Erleichterungen und bekämpft die weitere 
Begünstigung der Einwanderung nach New Nork. Es liege im Interesse 
des Landes, die Einwanderer in die landwirtschaftlichen Gegenden des 
Westens und des Südens zu bringen. 
Die Botschaft empfiehlt zum Schluß, die zwischenstaatliche Handels- 
kommission in die Lage zu setzen, die wirkliche Wertaufnahme des Besitzes 
der Eisenbahnen durchzuführen, und die Annahme des Gesetzes, das den 
Bahnen gestattet, etwas höhere Tarife zu fordern für Güter, bei denen 
sie selbst für die Richtigkeit der Ladescheine haften. Diese Bestimmung 
soll dem Verlangen fremder Käufer amerikanischer Produkte nach einem 
garantierten Konnossement entgegenkommen. Der Präsident selbst ist der 
Ansicht, daß die Eisenbahngarantie ausreiche. 
6. Dezember. Einwanderungsfrage. 
Die 1907 eingesetzte Einwanderungskommission legt dem Kongreß 
einen vierzigbändigen Bericht vor. Sie erklärt, die Einwanderung sei 
nicht mehr eine wirtschaftliche Notwendigkeit und trage eher zur Benach- 
teiligung des amerikanischen Arbeiters bei. Die Kommission verlangt ein- 
stimmig den Ausschluß unverheirateter ungelernter Arbeiter, ferner den 
Ausschluß von Analphabeten, auch die direkte Beschränkung der Kopfzahl 
der Einwanderer aus gewissen Ländern. Auch soll jeder Einwanderer ein 
Heimatzeugnis vorweisen. 
7. Dezember. (Waschington.) Enthüllung des Denkmals 
für den Organisator der Armee George Washingtons General 
v. Steuben durch die Tochter des Präsidenten Fräulein Helen Taft.
	        
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