Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

646 Pereiniste Slasten von Mordamerike und Kauada. (Dezember 7.—17.) 
Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff und Präsident Taft hielten 
Reden. 
7. Dezember. (Kalifornien.) Antijapanische Stimmung. 
Ein Ball zu Ehren der Offiziere des japanischen Uebungs- 
geschwaders in Pasadena mußte abgesagt werden, weil die Damen sich 
weigerten, mit den Japanern zu tanzen. 
18. Dezember. (Kongreß.) Reform der Bankgesetzgebung. 
Der Sekretär des Schatzamts, Mac Veagh, befürwortet in seinem 
Bericht eine Reform des Geldumlaufs. Falls es dazu nicht sofort 
kommen sollte, empfiehlt er, den Nationalbanken die Errichtung auswär- 
tiger Filialen und den Eintritt in die sicheren Gebiete des inländischen 
Geschäfts zu gestatten, die bisher den Sparbanken der Trustkompanien vor- 
behalten waren. Unser System, heißt es in dem Bericht, kann füglicher- 
weise ein eine Panik erzeugendes System genannt werden, während jedes 
andere große nationale Bankumlaufssystem auf eine Panik verhindernd 
wirkt. Wir haben kein System von Reserven. Wir konzentrieren unsere 
sogenannten Reserven in New Nork und dann zwingen wir die New VYorker 
Banken, Darlehen zu gewähren und heben so die Reserven wieder auf. 
Der Bericht berührt sodann die künftigen Emissionen der Panamabonds, 
die im Werte von 290 Millionen Dollars zu einem Zinsfuß von höchstens 
drei Prozent im Tarisgesetz vorigen Jahres genehmigt wurden. Der Schatz- 
amtssekretär empfiehlt, wie im vorigen Jahre, die neuen Bonds mit ein- 
einhalb Prozent zu besteuern, wenn sie von den Nationalbanken in Um- 
lauf gesetzt würden. Eine Steuer von zwei Prozent würde genügen, um 
die Banken als Käufer der Bonds für Zirkulationszwecke auszuschalten. 
14. Dezember. Mangelhafte Kriegsrüstung. 
Der Generalstabschef hat dem Komitee für Militärangelegen- 
heiten im Repräsentantenhause eine Denkschrift unterbreitet, in welcher 
darauf hingewiesen wird, daß die Vereinigten Staaten gegen einen Angriff des 
Auslandes nicht gerüstet seien. Es wird weiter darin hervorgehoben, daß 
mehr Artillerie, mehr Feldgeschütze und ein größerer Vorrat von Kriegs- 
munition nötig seien, und die Vermehrung des stehenden Heeres von 80 000 
auf 100000 Mann verlangt. General Wood verlangt eine Erhöhung der 
Friedensstärke der Armee auf 450000 Mann. Kalifornische Kongreß- 
mitglieder erklären, die ganze Pacificküste, an der binnen 30 Tagen 200000 
Mann landen könnten, sei nur durch 8000 Mann Milizen geschützt. — 
Präsident Taft ordnet die Zurückziehung des Berichts an, um im Landes- 
interesse das Geheimnis zu wahren. 
17. Dezember. Der Staatssekretär der Marine zieht den 
Kommandanten Sims wegen seiner am 3. Dezember in Guild Hall 
in London gehaltenen Rede zur Verantwortung. (Siehe Groß- 
britannien 3. Dezember.) 
17. Dezember. Gegen ein stehendes Heer. 
Auf einem Bankett der Gesellschaft für schiedsgerichtliche Erledigung 
internationaler Streitfragen erklärte Taft, die amerikanischen Verteidigungs- 
maßregeln seien vollständig ausreichend, da das Land sich vornehmlich auf 
die Marine verlassen müsse, deren Aufgabe durch die Anlegung des Panama-= 
kanals erleichtert werde. Das amerikanische Volk werde nie seine Zu- 
stimmung zur Unterhaltung eines großen stehenden Heeres geben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.