Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

Isien. (Januar 21.—27.) 665 
21. Januar. (Japan.) Gegen den Vorschlag des Staats- 
sekretärs Knox. (Siehe Vereinigte Staaten 6. Januar.) 
Die japanische Regierung erklärt ihre Weigerung, die von Amerika 
vorgeschlagene Neutralisation der mandschurischen Bahnen anzunehmen, 
besonders weil sie weder für Japan noch für China einen Vorteil bedeuten 
und die kommerzielle Lage in der Mandschurei nicht ändern würde, wo 
Japan an seinen Versprechungen betreffend die offene Tür und die gleiche 
Gelegenheit für den Handel aller Mächte streng festhalte. 
21. Januar. (China.) Amerikanische Bahnbaupläne in der 
Mandschurei. 
Ein kaiserliches Edikt wurde veröffentlicht, das die formelle Ge- 
nehmigung des Thrones zu dem Abkommen betreffend die amerikanische An- 
leihe für den Bau der Eisenbahn von Tschin-Tschou-Fu über Zizikar nach 
Aigun enthält. In dem Abkommen wird die Höhe der Anleihe mit 
50 Millionen Dollars angegeben. Die Bauausführung soll an die englische 
Firma Paullings vergeben werden. Amerika wird einen großen Teil der 
Ingenieure stellen und die Hälfte des Materials, das im Auslande gekauft 
wird, liefern. Das Abkommen sieht schließlich vor, daß andere Nationen 
einen kleinen Anteil an der Anleihe erhalten dürfen. 
22. Januar. (Japan.) Durch kaiserliches Edikt erhält die 
südmandschurische Eisenbahngesellschaft, deren eingezahltes Kapital 
125 Millionen Yen beträgt, die Ermächtigung, eine Anleihe von 
200 Millionen Yen (420 Millionen Mark) aufzunehmen. 
Mitte Januar. (Buchara.) Religiöse Fehden. 
Wegen blutiger Zusammenstöße zwischen den Sunniten und den 
Schiitten entsendet die russische Regierung Truppen nach Neu-Buchara. 
Nach Angabe der Flüchtigen sind 100 Personen getötet worden. 
24. Januar. (Britisch-Indien.) Anarchistisches Attentat. 
In Kalkutta tötete ein junger Bengale während der Verhandlungen 
gegen die Verschwörer von Alipur den Polizeibeamten Shams ul Alum, 
den Hauptdetektiv gegen die Anarchisten, durch einen Pistolenschuß und 
entkam durch die Flucht, wurde aber später verhaftet und am 21. Februar 
in Kalkutta gehängt. 
2. Januar. (Kiautschou-Pachtgebiet.) Die Denkschrift 
über die Entwicklung des Kiautschougebiets konstatiert für 1909 eine 
entschiedene Besserung. 
Der Gesamtwert des Handels ist von 49 7/16 auf 65 Millionen 
Dollars, also um 36.80% gestiegen. Die Ausfuhr hob sich von 181½ auf 
26 1½ Millionen Dollars. Durch die eigenen Einnahmen (2 ½ Millionen 
Mark) werden die dauernden Ausgaben der Zivilverwaltung bereits gedeckt. 
An der deutsch-chinesischen Hochschule studieren 110 Schüler. 
27. Januar. (Persien.) Mufaher es Saltaneh, Kammerherr 
des früheren Schahs, wird wegen Hochverrats öffentlich hingerichtet. 
27. Januar. (Japan.) Auswärtige Politik. 
Der Minister des Aeußern, Graf Komura, führte in einer Rede der 
Kammer aus, die Beziehungen Japans zum Auslande ließen nichts
	        
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