Großbritannien. (Juli 27.) 359
durch weitere Entwicklung direkt berührten englischen Interessen. Es hat
Zeiten gegeben, da wir nicht sicher waren, wieweit das voll verstanden
wurde. Ich freue mich, sagen zu können, daß wir jetzt vollständig darüber
beruhigt sind. Die Erklärung, die ich vor mehr als drei Wochen hier ab-
gegeben habe, und die kürzliche Rede Schatzkanzlers haben es, wie ich hoffe
und glaube, vollständig klargestellt, daß wir keine beherrschende oder über-
ragende Stellung beanspruchen, sondern nur die Stellung einer Partei, die
an jeder möglichen Entwicklung und auch daran interessiert ist, daß eine
Lösung der gegenwärtigen Schwierigkeiten gefunden werde. Nach unserem
Urteil würde es ein schwerer Fehler sein und gewesen sein, einer solchen
Situation ihren Lauf zu lassen, bis die Geltendmachung unseres Interesses
an ihr infolge des vorausgegangenen Stillschweigens Ueberraschung und
Erbitterung hervorgerufen hätte in dem Augenblick, da diese Geltendmachung
zu einer gebieterischen Notwendigkeit geworden wäre. (Beifall.) Dagegen
haben wir uns, wie ich glaube, durch die bisherigen Erklärungen genügend
gesichert.“ Asquith schu- „Ich wiederhole, daß wir einen erfolgreichen
Ausgang der jetzt stattfindenden Besprechungen ernstlich wünschen, und ich
möchte im allgemeinen Interesse einen energischen Appell an das Haus
richten, bei dem gegenwärtigen Anlaß nicht auf weitere Einzelheiten ein-
zugehen oder eine grundsätzliche Kontroverse zu eröffnen.“ (Lauter all-
gemeiner Beifall.) «
Balfour, der unmittelbar nach dem Premierminister sprach, erklärte:
„Die vorsorgliche und behutsame Erklärung von Asquith erfordert von mir
nur wenig oder nichts als Kommentar und nicht das geringste an Kritik.
(Beifall.) Asquith hat mit voller Kenntnis der Schwierigkeiten und Ver-
antwortlichkeiten, die mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten in
einer Krisis wie die jetzige verbunden sind, den Appell an das Haus gerichtet,
keine erregenden Momente in die Debatte hineinzutragen und keine unnötigen
Kontroversen zu veranlassen. Soweit ich und meine Freunde betroffen sind,
werden die Ansichten des Premierministers im Geiste wie dem Buchstaben
nach befolgt werden. Mitglieder beider Parteien des Hauses haben oft
gesagt, daß wir unseren Parteidifferenzen, so heftig sie auch sein mögen, nie-
mals einen Einfluß gestatten, da, wo die Interessen des ganzen Landes
auf dem Spiele stehen.“ Balfour schloß: „Ich glaube, es hat niemals einen
Augenblick gegeben, wo diese Doktrin schwieriger auszuführen war als jetzt,
da die Parteistreitigkeiten über innere Fragen bitterer und schärfer sind,
als sie nach der Erinnerung aller Mitglieder des Hauses je gewesen sind.
Was die Opposition angeht, ist diese Doktrin nicht nur in der Zeit auf-
gestellt worden, wo die Temperatur der Parteistreitigkeiten eine niedrige
und der politische Horizont im Auslande klar gewesen ist. Sie war auf-
richtig gemeint und würde getreulich durchgeführt werden. Wenn es irgend-
welche Beobachter oder Kritiker außerhalb des Hauses gibt, die auf unsere
Streitigkeiten gerechnet haben und darauf, daß wir von unseren bitteren
heimischen Zwistigkeiten gänzlich in Anspruch genommen sind, und darauf
gehofft haben, daß dadurch eine Politik erleichtert wird, gegen die Groß-
britannien unter anderen Verhältnissen vielleicht Einwand erheben möchte,
und wenn es irgendwelche Leute gibt, die annehmen, daß wir von der
Karte Europas gestrichen sind, weil wir unsere eigenen Schwierigkeiten zu
Hause haben, so sei es diesen Leuten gesagt, daß sie das Empfinden des
britischen Volkes und den Patriotismus der Opposition völlig verkennen, ob
nun diese Opposition eine liberale oder eine konservative ist.“ (Lauter Beifall.)
Ramsay Macdonald sagte als Vertreter der Arbeiterpartei: Der
Ernst der Erklärung Asquiths werde niemand im Hause entgehen. Man
kenne die Anschauungen der Arbeiterpartei und ihre Verbindung mit den