Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

418 Fr##leich. (Juni 10.—16.) 
Gebiet schafft, das den größten Teil des Departements Aube, einen Teil 
der Departements Marne, Haute Marne und Seine-et-Marne umfaßt. Die 
Bezeichnung Champagner zweiter Zone wird den Weinen vorbehalten, die 
in dieser Gegend geerntet werden, und den Weinen, die durch Mischung 
der Gewächse der Champagne und der Champagne zweiter Zone hergestellt 
werden. Die Etiketts, Verpackungen und Behälter der Weine zweiter Zone 
müssen die Aufschrift tragen: „Champagner zweiter Zone“. 
10. Juni. Die französische Presse ereifert sich über die 
spanische Aktion in Marokko. 
Da weder in Larasch noch in El Ksar die Sicherheit irgendwie 
bedroht oder gestört sei, so seien dadurch sowohl die Algecirasakte wie auch 
die französisch-spanischen Verträge offenkundig und gröblich verletzt worden. 
11. Juni. Warnung an Spanien wegen seines Vorgehens in 
Marokko. 
In einer offiziösen Note wird mitgeteilt, die Regierung habe 
schon vor mehreren Tagen dem spanischen Kabinett erklärt, daß sie, falls 
die spanische Militärbehörde in der Gegend von Tetuan und Larasch vor- 
gehe, dies als eine Ueberschreitung der Algecirasakte ansehen und hierzu 
ihre Zustimmung nicht geben könne. 
14. Juni. (Senat.) Minister des Außern Cruppi über die 
Intervention in Fez. 
„Respektieren wir die Algecirasakte! Die ganze Welt gesteht durch 
diese Akte Frankreich eine besondere Rolle zur Ausführung der Reformen 
zu, aber wir müssen auch die Integrität des marokkanischen Reiches und 
die Souveränität des Sultans respektieren. Wenn Frankreich nach Tazza 
gegangen wäre, wäre es gezwungen gewesen, die nicht unterworfenen Stämme 
jenseits dicser Stadt zu unterwerfen. Das aber hätte geheißen den Weg 
der Eroberung beschreiten.“ Nach dieser Richtung habe man also nicht 
marschieren können, außer im Falle der unumgänglichsten Notwendigkeit. 
Somit sei es klug gewesen, durch die Schauja vorzurücken. Durch Ueber- 
schreitung des Muluja wäre die Algecirasakte nicht verletzt. Die politische 
und rechtliche Möglichkeit war da, von beiden Seiten vorzugehen. Cruppi 
erinnerte sodann an den bewundernswerten Marsch Moiniers und gab 
bekannt, was Moinier unternehmen werde, sobald er die Unterwerfung von 
Mekines erreicht habe. Die Regierung werde unabänderlich an den ge- 
troffenen Maßnahmen festhalten. „Wir wollen keine neuen Gebiete erwerben,“ 
sagte der Minister, „aber es genügt nicht, daß unsere Truppen zurückkehren, 
denn durch neue Zwischenfälle würden sie nach Marokko zurückgeführt werden. 
Wir werden eine scherifische Armee schaffen, wir werden die Durchführung 
von Reformen weiter verfolgen, wir werden die Polizei organisieren, die 
Ordnung sichern zum Vorteil aller und die Autorität des Sultans wieder- 
herstellen. Wir werden die Politik der offenen Tür und der wirtschaftlichen 
und Handelsfreiheit aufrechterhalten. Moinier wird dann die Truppen 
zurückführen und dabei die Zaer züchtigen. So werden wir ein Werk voll- 
endet haben, das den Interessen nicht allein Frankreichs, sondern der ganzen 
Welt dient und so in loyaler Weise unsere Pflicht erfüllen.“ (Beifall.) 
16. Juni. Die chauvinistischen Blätter bringen Entrüstungs- 
artikel, weil die Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn 20 Güterzugs- und 
4 Schnellzugslokomotiven bei deutschen Fabriken bestellt hat.
	        
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