Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

432 Er##nkreich. (September 9.—Mitte.) 
15 Millionen eintragen soll; 5. den größten Teil des Fehlbetrages soll 
dann eine Kombination mit der Ostbahn decken. 
9. September. (Paris.) Große Aufregung herrscht, weil 
man von außergewöhnlichen militärischen übungen und Nacht- 
märschen erfährt und aus den Außenforts viel Kriegsmaterial 
(Geschütze, Munition, Flugapparate usw.) nach dem Norden und 
nach Vesoul, Belfort usw. gesandt wird. 
10. September. (Toulon.) Delcassé über die Kriegsbereitschaft. 
Er schließt eine Bankettrede zu Ehren der Armee und Marine mit 
den Worten: „Ich bin unbeschreiblich glücklich, daß die Meinung des Landes 
in dieser Beziehung sich ohne den geringsten Unterschied in vollständiger 
Uebereinstimmung mit denjenigen befunden hat, die die Regierungsgewalt 
innehaben. Ich stelle nochmals fest, daß das Kriegsmaterial für alle Even- 
tualitäten bereit ist.“ 
12. September. Annahme der deutschen Forderungen durch 
den Ministerrat. 
Eine offiziöse Mitteilung berichtet darüber: Die Minister er- 
örterten den ursprünglichen Text der französischen Vorschläge, dann die 
Gegenvorschläge und schließlich den von de Selves abgefaßten neuen Text, 
der die Antwort auf die deutschen Bemerkungen bildet. Der Text enthält 
etwa 20 Artikel, die in den Hauptzügen sich mit drei Punkten beschäftigen: 
1. die vollständige, unzweidentige politische Freiheit Frankreichs in Marokko, 
2. die vollständige wirtschaftliche Gleichheit für alle Mächte mit Einschluß 
Frankreichs ohne Begünstigung, Vorteile oder Vorrechte für irgendein 
Land, 3. die ernstesten, umfassendsten Bürgschaften, um die wirtschaftliche 
Gleichheit in Zukunft zu sichern. 
14. September. In vielen Blättern erscheinen Proteste gegen 
die Abtretung Mittelkongos mit Hinweisen auf den Wert dieser 
Besitzungen und das Blut von Franzosen, das dafür vergossen wurde. 
Mitte September. Der „Temps“, die „Liberté“, der „Radical“ 
und andere Blätter bringen Angaben über den geplanten Gebiets- 
austausch mit Deutschland im Kongogebiet. 
Nach den beigefügten Kartenskizzen fordert Deutschland einen 
großen Teil von Französisch-Aequatorial--Afrika, nämlich den größten Teil 
des Bezirks Mittel-Kongo, einen Teil des Bezirks Gabun und den Teil 
der Militär-Territorien, der zwischen den Flüssen Ubangi und Schari liegt; 
es fordert also einen Zugang zum Atlantischen Ozean, nördlich von Libre- 
ville, das Frankreich verbleiben soll, ferner das ganze rechte Ufer des 
Ubangi von seiner Schiffbarwerdung bis zu seiner Mündung in den Kongo 
und endlich das rechte User des Kongo von der Mündung des Ubangi bis 
weit über die Mündung des Sangha hinaus. Den Zugang zum Atlan- 
tischen Ozean will Frankreich gewähren, aber keinen so breiten Streifen 
des Bezirks Gabun, ferner das Ufer des Kongo nur zwischen den Mündungen 
des Sangha und des Ubangi, und das Ufer des Ubangi nicht bis zu seiner 
Schiffbarwerdung, sondern nur ungefähr zur Hälfte; außerdem verlangt 
es, um den Grundsatz des Gebietsaustausches zum Ausdruck zu bringen, 
ein Stück von Nord Kamerun zur Abrundung seines Gebietes am unteren 
Schari und am Tschadsee.
	        
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