Italien. (November 7. —27.) 467
Absichten aufrecht zu erhalten, wenn die Türkei hartnäckig den Krieg un-
nützerweise in die Länge ziehen würde. Wir haben jedoch das Vertrauen,
daß die einträchtige Arbeit der Großmächte die Türkei dazu führen wird,
ohne Verzug jene vernünftigen und entscheidenden Beschlüsse zu fassen,
welche ihren wahren Interessen und denen der ganzen zivilisierten Welt
entsprechen. Auf jeden Fall wird Italien an diesen Ergebnissen mitarbeiten,
Italien, das ebenso geneigt ist zu billigen Friedensbedingungen als ent-
schlossen zu den wirksamsten Mitteln, um diesen Frieden so bald als möglich
aufzunötigen. — Wollen Sie eine Aschrist dieser Depesche dem Minister
des Aeußern zurücklassen. di San Giuliano.“
7. November. Zustimmung der Regierung zum deutsch-fran-
zösischen Marokko-Abkommen.
9. November. General Canevas Kriegsplan.
Wie „Agenzia Stefani“ mitteilt, hat die nun begonnene Bewegung
nach vorwärts den Charakter einer Polizeimaßnahme und wird bei der
Oase Zara Halt machen, die als Mittelpunkt der Konzentrierung und Ver-
proviantierung der Araber und Türken dient. Während des Winters wird
dann Caneva den Zug nach dem Innern vorbereiten, der wahrscheinlich im
Frühjahr angetreten werden wird.
15. November. Bevölkerungszahl.
Das provisorische Ergebnis der am 10. Juni veranstalteten Volks-
zählung ergab eine Einwohnerzahl von 34 686 653 Personen ohne die vor-
übergehend im Königreich Anwesenden. Das bedeutet gegenüber der letzten
Zählung vom 10. Februar 1901 eine Zunahme von 2211 400, also 6,81 Proz.
in 10½ Jahren.
19. November. (Florenz.) Aus dem Museum von San
Marco wird Beato Angelicos Tabernakel-Bild der „Madonna della
Stella“ aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts gestohlen.
Am 24. November wird das von einem Franzosen mit Beihilfe
zweier Kustoden gestohlene Bild wiedergefunden.
23. November. Der Dampfer „Romagna“ scheitert auf der
Fahrt von Ravenna nach Triest, wobei von 72 Personen 62 er-
tranken.
26. November. Zollerhöhung für türkische Waren.
Durch königlichen Erlaß wird der Zoll auf bestimmte Waren türkischer
Herkunft, namentlich auf Teppiche und Kaffee, erhöht und für alle übrigen
aus der Türkei kommenden Waren die Anwendung des Generaltarifs
vorgeschrieben.
27. November. Der Staatshaushalt.
Das Rechnungsjahr 1910/11 schließt mit einem Barüberschuß von
35•700000 Lire. Diese Summe ist mit dem am 30. Juni 1910 im Schatz
vorhanden. gewesenen Ueberschuß von 21 ½ Millionen Lire durch die dem
Parlament mitgeteilten königlichen Erlasse für die Kriegskosten bestimmt.
Diese sind bis zum 30. November auf 65 Millionen veranschlagt. — Das
berichtigte Budget für 1911/12 gibt die die ersten Schätungen über-
steigenden Ausgaben auf 19 ½ Millionen Lire an. Davon sind 24 Millionen
für den Volksschulunterricht, 21 Millionen für die Kriegs= und Handels-
marine bestimmt. Die berichtigte Aufstellung setzt die sehr vorsichtig geschätzten
30“
