Sthueij. (August Ende — Noveniber 12.) 473
Ende August. Reorganisation der Armee.
In der „Frankfurter Zeitung“ finden sich darüber folgende
Angaben: Die bisherigen vier Armeekorpsverbände zu je zwei Divisionen
werden aufgelöst und die schweizerische Armee wird zukünftig aus sechs
Divisionen statt acht bestehen. Diese sechs neuen Divisionen werden aller-
dings erheblich stärker sein als die bisherigen acht Divisionen, so daß man
eben so gut sagen könnte, an Stelle der bisherigen vier Armeekorps seien
sechs kleinere, beweglichere Korps geschaffen worden. Obgleich die Armee-
korps zu zwei Divisonen beseitigt werden, werden doch noch drei Korps-
kommandos beibehalten und ihnen wird die Aufsicht über den Stand der
Ausbildung und der Kriegsbereitschaft, sowie die Leitung von Uebungen
mehrerer Heereseinheiten überbunden. Diese Armeekorpskommandanten werden
also in Zukunft mehr die Funktionen von Inspektoren zu besorgen haben.
Nach japanischem Vorbild sollen im Kriegsfalle mehrere Divisionen ohne
Korpsverbände gegliedert werden. Die neuen Diovisionen erhalten drei
Infanteriebrigaden, also 18 Bataillone; bei vier von den sechs Divisionen
ist die dritte Brigade eine Gebirgsbrigade, die aus Mannschaften aus dem
Gebirge rekrutiert, für den Gebirgskrieg ausgerüstet, mit Gebirgsartillerie,
Gebirgsmitrailleusen, Säumerkompagnien und Gebirgs-Ambulanzen aus-
gestattet ist. Die Schweiz erhält damit vier für den Krieg im Gebirge
ausgebildete Brigaden, die sich selbständig als taktische Einheiten verwenden
lassen. Die Bestände an Kavallerie (36 Eskadrons) und Feldartillerie
(72 Batterien) bleiben unverändert. Die Divisionskavallerie besteht aus je
zwei Guidenschwadronen per Division; die 24 Dragonerschwadronen stehen,
zu vier Brigaden formiert, außerhalb der Divisionsverbände. Neu ist die
Einstellung von 12 Haubitzbatterien, die Erhöhung der Zahl der Gebirgs-
batterien von 6 auf 9 und die stärkere Heranziehung der Landwehrtruppen
für den Hilfs-, Train= und Etappendienst, wodurch die Bestände der kom-
battanten Truppeneinheiten auf der ganzen Linie verstärkt werden können.
Die Einteilung der Divisionskreise ist vollständig abgeändert; die neue Ein-
teilung stützt sich vollständig auf die Bedürfnisse der Mobilisation und
schmiegt sich eng den Hauptlinien des schweizerischen Eisenbahnnetzes an.
Die neue Truppenordnung wird am 1. April 1912 in Kraft treten.
3. September. (Glarus.) Der Städtetag verlangt die Natio-
nalisierung der in der Schweiz geborenen Ausländer und erklärte
als weitere dringende Aufgabe des Bundes die Bekämpfung der
Arbeitslofigkeit.
5. Oktober. Der Ständerat genehmigt einstimmig den Rück-
kaufs-Vergleich mit der Gotthardbahn-Gesellschaft.
29. Oktober. Nationalratswahlen.
Auf Grund der neuesten Volkszählung vermehrt sich die Mitglieder-
zahl des Nationalrates von 167 auf 189. Gewählt werden 110 Vertreter
der radikaldemokratischen Mehrheitspartei, deren Vorherrschaft gesichert ist,
dann 44 Konservative, 9 Sozialisten und 7 Sozialpolitiker und Wilde.
19 Stichwahlen sind nötig.
12. November. Parteien im Nationalrat.
Nach dem Ausfall der Stichwahlen wird er sich zusammensetzen aus
118 Freisinnigen, 37 Katholisch-Konservativen, 15 Sozialdemokraten, 12 Mit-
gliedern des liberal-protestantischen Zentrums und 7 Mitgliedern der sozial-
politischen Gruppe.