Kußland. (Januar Ende—Februar 14.) 491
Ende Januar. (Duma.) Stärke der Parteien:
55 Rechte, 93 Nationalisten, 11 rechte Oktobristen, 120 Oktobristen,
11 Vertreter des polnischen Kolo, 7 Vertreter der polnisch-weißrussischen
Gruppe, 40 Progresisen, 9 Mohammedaner, 50 Konstitutionelle Demokraten
Hetten, 14 Vertreter der Arbeiterpartei, 15 Sozialdemokraten und 14
arteilose.
27. Januar. (Polen.) Um der Überhandnahme des Banditen-
wesens in Lodz zu steuern, wurde in einer Versammlung der dortigen
Industriellen unter Vorsitz des Gouverneurs von Petrikan beschlossen,
eine Bürgermiliz zu bilden.
2. Februar. (Tomsk.) Vom technologischen Institut werden
375 Studenten ausgeschlossen, weil sie an einer nicht erlaubten
Studentenversammlung teilgenommen haben.
Anfang Februar. Die Zahl der kriegsgerichtlichen Todes-
urteile gegen Zivilisten betrug im Jahre 1910 nur 455 gegen 1449
im Vorjahre. Vollstreckt wurden 129 gegen 537 im Vorjahre.
6. Februar. (Duma.) Einführung des obligatorischen
Elementarunterrichts.
Die Majorität bewilligt jährlich 10 Millionen Rubel für zehn Jahre
und überträgt den Verteilungsplan für die zu gründenden Schulen den
Selbstverwaltungsbehörden.
8. Februar. (Duma.) Interpellation über die Havarie des
Linienschiffes „Slawa“.
Nach Entgegennahme der Erklärungen des Marineministers wird
eine Uebergangsformel angenommen, in der darauf hingewiesen wird, daß
der traurige Fall mit der „Slawa“ leider nicht allein dastehe. Er sei das
Resultat nicht nur der Unachtsamkeit und Nachlässigkeit von einzelnen Per-
sonen, sondern des ganzen Dienstes und des Systems im Marineministerium,
wo eine falsche Organisation sei und ein Mangel an gut geschulten und
erfahrenen Beamten.
8. Februar. (Petersburg.) Beginn des Studentenstreiks.
Außer 2500 Studenten beteiligen sich auch die Frauen der Hoch-
schulkurse. Stolypin erklärt, daß die Universitäten nicht geschlossen werden
sollen und daß man für den Schutz der Arbeitswilligen 4 werde.
11. Februar. Durch kaiserlichen Erlaß wird gestattet auch
die verbotenen Schriften Tolstojis in der Gesamtausgabe seiner
Werke erscheinen zu lassen.
13. Februar. (Petersburg.) Höhepunkt der Ausschreitungen
der Universitätsstudenten, von denen dann 392 relegiert werden.
14. Februar. (Petersburg.) Rektor und Prorektor der
Universität legen wegen der Studentenstreike ihr Amt nieder.
14. Februar. (Warschau.) Ausschreitungen der streikenden
Studenten der Universität.