Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

492 Rußland. (Februar 16.—27.) 
200 Studenten werden verhaftet. 200 Studenten des Polytechnikums 
und 500 Hörerinnen der Frauenkurse schließen sich dem Streik an. 
16. Februar. (Petersburg.) Internationale Konferenz über 
den Getreidehandel mit Westeuropa. 
16. Februar. (Moskau.) Da der Minister dem Rektor und 
dem Prorektor der Univerfität ihre Stellung entzog, so reichen 
35 Professoren ihren Abschied ein. 
20. Februar. (Moskau.) 130 Studenten der Universität 
werden verhaftet, 55 aus der Stadt ausgewiesen. 
22. Februar. (Moskau.) Die Lieferungsskandale. 
Infolge der Revision des Senators Garin sind auf Befehl des Kaisers 
zwei Generale, 51 Offiziere und 8 Beamte des Intendanturwesens dem 
Militärbezirksgericht überwiesen worden. 
22. Februar. (Reichsduma.) Ein von 166 Mitgliedern 
eingebrachter Antrag, die Beschränkung des Ansäsffigkeitsgebietes für 
die Juden aufzuheben, wird einer Kommission überwiesen. 
W. Februar. Der reaktionäre Dumaabgeordnete Purisch- 
kewitsch wird auf der Konferenz der Adelsmarschälle Bessarabiens für 
ehrlos erklärt. 
Die Konferenz beschließt, bei der Adelsversammlung die Ausstoßung 
Purischkewitschs aus dem Adelsverband zu beantragen. 
27. Februar. (Petersburg.) Adelskongreß. 
Die Majorität erklärt sich mit den extremsten Gruppen der Rechten 
beider Kammern für solidarisch. Sensation rief die Erklärung des Grafen 
Korvin-Milewsky hervor, daß der lithauische Adel sich dem russischen 
anschließe und von seinen bisher verfolgten großpolnischen Tendenzen 
absehe. Eine zu diesem Punkt gefaßte Resolution lautet: „Nach An- 
hörung der Erklärung Korvin-Milewskys über die neue Strömung in den 
Anschauungen des lithauischen Adels gibt der Kongreß der Hoffnung Aus- 
druck, daß der ganze Adel des Westgebiets unter Beibehaltung seines Glau- 
bens, seiner Sprache und seiner Kultur in der Familie wie überhaupt im 
Privatleben unwiderruflich seinen Entschluß kundtut, nicht nur monarchistische 
und konservative Prinzipien zu verfolgen, sondern auch den Hinweisen zweier 
allrussischer Kaiser folgend nicht Polen, sondern Rußland als seine Heimat 
zu betrachten.“ In der Judenfrage nimmt der Kongreß eine sehr schroffe 
Stellung ein. Er erklärt, daß die Juden bei der Revolution die führende 
Rolle gespielt hätten und nun die revolutionäre Propaganda noch fortsetzten. 
Der engere Ausschuß des Kongresses schlägt demgemäß vor, die Juden 
im Hinblick auf ihre staatsfeindlichen Tendenzen vom Heeres-, Staats= und 
Kommunaldienst sowie von der Advokatur und der Gesetzgebung auszu- 
schließen. Ein Antrag, sie als Ausländer zu behandeln, wird abgelehnt. 
27. Februar. Folgen der Streikbewegung an den russischen 
Universitäten. 
Der Minister für Volksaufklärung genehmigt zwölf Professoren der 
Universität Moskau ihre Abschiedsgesuche. Auf Anordnung des Ministers 
wurden wegen Teilnahme an den Unruhen auf der Universität Petersburg 
 
	        
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