Tũrkei. (Mai 1. —31.) 509
tage seiner Thronbesteigung 267 wegen der Unruhen in Adana
Verurteilte und 73 albanesische Verschwörer von 1910.
1. Mai. Aufruf des albanesischen Zentralkomitees „an die
öffentliche Meinung“.
Die Forderungen scheinen sehr gemäßigt. „Wir wollen: 1. daß aus
Albanien eine Provinz gebildet werde; 2. daß die albanesischen Schulen
von der Regierung erhalten werden; 3. daß unsere Soldaten in Friedenszeit
in den Grenzen Albaniens bleiben.“
4. Mai. Der Finanzminister Dschavid Bei und der Scheich
ül Islam reichen ihre Entlassung ein.
10. Mai. Senator Nail Bei wird an Stelle des zurück-
getretenen Dschavid Bei zum Finanzminister ernannt.
14. Mai. über den Sandschak Skutari wird der Belagerungs-
zustand verhängt.
15. Mai. (Saloniki.) Erxsultan Abdul Hamid sucht sich
durch einen Sprung aus dem Fenster der Villa Alatini zu töten,
wird aber daran gehindert.
17. Mai. (Kammer.) Erklärung des Ministers des Innern
über den Aufstand in Albanien.
Die Pforte traue den Zusicherungen Montenegros, andernfalls wäre
die Kriegserklärung die Folge. Für den Krieg sei alles bereit. Jedoch
sei eine aktive Beteiligung Montenegros an dem Aufstand nicht erwiesen.
Essei auch nicht anzunehmen, daß Montenegro den Frieden zu stören wünsche.
23. Mai. Russische Verwendung für Montenegro.
Eine russische Note weist auf die Gefahr hin, die aus der Zu-
sammenziehung der türkischen Truppen dicht an der montenegrinischen Grenze
für den Frieden entstehen kann, und daß die russische Regierung von der
türkischen eine Erklärung ihrer friedlichen Gesinnungen gegen Montenegro
erwarte, wie sie auch dem König von Montenegro Mäßigkeit und Ruhe
angeraten habe. Rifaat Pascha weicht aber der Notenübergabe erfolgreich
aus, weil die öffentliche Meinung über diesen unmotivierten Schreckschuß
Rußlands überaus erregt ist.
B. Mai. (Kammer.) Der von 130 Abgeordneten unter-
zeichnete Antrag auf eine Verlängerung der Parlamentstagung
über den 27. Mai hinaus wird mit 110 gegen 96 Stimmen abgelehnt.
27. Mai. (Kammer.) Der Großwesir verliest ein Dekret,
durch das die Session bis zum 3. Juni verlängert wird, da die
Budgetdebatte noch nicht beendet ist. Gleichzeitig teilt der Groß-
wefir mit, daß die Reise des Sultans nach Mazedonien und Albanien
auf den 5. Juni verschoben wurde.
31. Mai. (Kammer.) Unter großer Erregung wird der
Antrag auf sofortige Lösung der Tabakregiefrage mit 77 gegen
63 Stimmen abgelehnt.