510 Tãrkei. (Mai 31. Juli 11.)
31. Mai. Das Chesterprojekt.
Der parlamentarische Ausschuß genehmigt den Vertrag zwischen
der türkischen Regierung und der Ottoman American Development Company
(Colt & Chester) bezüglich Eisenbahnbauten. Auf 99 Jahre erteilt die
türkische Regierung die Konzession: 1. für den Bau der Strecke von Charput
nach Wan über Argana, Diarbekir und Bitlis längs der längeren nördlichen
oder der kürzeren südlichen Küste des Wan-Sees. Damit verknüpft ist die
Erlaubnis für die Konzessionäre, auf dem Wan-See einen Schiffahrtsdienst
einzurichten, der jedoch kein Monopol werden soll; 2. für den Bau einer
Bahn von Charput nach Jumurtalik durch das Dschibur-Tal; 3. für den
Bau einer Bahn von einem Punkt der erstgenannten Linie nach Suleimansch
über Mosul und Kerkuk. — Die Gesellschaft kann alle Wasserkräfte ausnutzen,
die im Konzessionsgebiet liegen, vorausgesetzt, daß sie nicht schon jetzt aus-
gebeutet werden. Die Gesellschaft bekommt das Recht, in einer 40 Kmtr.=
Zone längs des voraussichtlichen Weges der Bahnlinien zu schürfen.
5. Juni. Abfahrt des Sultans nach Saloniki an Bord des
Panzerkreuzers „Haireddin Barbarosfsaé".
7. Juni. Der Grenzstreit mit Serbien wird durch Vertrag
dem Haager Schiedsgericht unterbreitet.
8. Juni. (Saloniki.) Sultan Mehmed V. läßt nach seiner
Ankunft in Saloniki seinem dort in der Villa Alatini gefangenen
Bruder, Exsultan Abdul Hamid, seinen Gruß entbieten.
9. Juni. (Kammer.) 70 Abgeordnete erklären ihren Ein-
tritt in das „Fortschritts-Komitee“, das der pensionierte Oberst
Sandik gegründet hat.
17. Juni. Bei Djisan, einem Hafenort am Roten Meer,
vernichten die Aufständischen die von ihnen überraschte Vorhut
Mohammed Ali Paschas und erbeuten 4 Kanonen, 2 Maschinen-
gewehre und 2000 Gewehre.
21. Juni. Die Malissoren beginnen sich zu unterwerfen.
22. Juni. Infolge des Amnestieerlasses des Sultans find
107 türkische und 134 nichttürkische Albanesen und politische Ver-
brecher freigelassen worden.
1. Juli. Die Teilstrecke Fins-Ulukischla der Bagdadbahn
wird dem Verkehr übergeben.
8. Juli. (Albanien.) Die Regierung erteilt dem Wali von
Skutari Weisungen über die den Malissoren gemachten Zugeständ-
nisse in bezug auf den Militärdienst, die Entrichtung der Steuern
und Abgaben, die Ablieferung der Waffen, den Bau von Schulen
und Straßen und die Unterstützung der bedürftigen Bevölkerung.
11. Juli. (Konstantinopel.) Der Redakteur des Oppositions-
blattes „Chechrah“ Seki Bei wird von Parteigängern des Komitees
für Einheit und Fortschritt meuchlings ermordet.