Fürkei. (Oktober 14.—18.) 517
Die Verwaltung der Dette Publique hat auch bei den Großmächten
gegen die Besitzergreifung der bei der Dette Publique verpfändeten Ein-
nahmen von Tripolis durch die Italiener Einspruch erhoben; diese Ein-
nahmen sollen jährlich etwa 50000 Pfund betragen.
14. Oktober. (Kammer.) Erklärung der Araberfraktion.
Die nationalistische Vereinigung von mehr als 40 Abgeordneten er-
klärt, wenn die Türkei Tripolis preisgibt, haben die Araber der asiatischen
Provinzen der Türkei kein ferneres Interesse an ihrem Verbleib unter dem
Szepter des Sultans von Konstantinopel.
15. Oktober. Mehrere hundert Türken, die von den Italienern
aus Tripolis ausgewiesen waren und sich nach Malta begeben
hatten, werden dort vom englischen Gouverneur ins Armenhaus
verwiesen.
16. Oktober. Annehmbare Friedensbedingungen.
Die Pforte teilte den Mächten folgende Bedingungen mit, unter
denen sie den Krieg mit Italien beendigen will: Abtretung einer Kohlen-
station in Tripolis für Italien, Uebertragung des Straßenbaus in Tripolis
an Italien, Bevorzugung der Italiener bei der Vergebung von Eisenbahn-,
Hafenbauten und Minenkonzessionen.
16. Oktober. (Kammer.) Anklage gegen das Kabinett Hakki.
Im Namen der tripolitanischen Deputierten überreicht
Hadschi Bei eine ausführliche Anklageschrift, die das jetzige Kabinett, weil
es einige Mitglieder des früheren Ministeriums Hakki enthält, das sich des
Landesverrats schuldig gemacht hat, vor dem Staatsgerichtshofe zur Ver-
antwortung ziehen will.
18. Oktober. Ein kaiserliches Irade verordnet, daß alle
italienischen Waren einer Einfuhrtaxe von 100 Prozent unterliegen.
18. Oktober. (Kammer.) Programmerklärung des Kabinetts
Said Pascha.
Der Schlußpassus lautet: „Was unsere äußere Politik betrifft,
so gilt es zunächst, die Tripolisfrage in der Weise zu lösen, die uns die
günstigste scheint. Im Interesse des Landes werden wir uns der Befesti-
gung unserer freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten widmen, be-
sonders derer zu den Nachbarstaaten. Wir wollen normale und ehrliche
Beziehungen zu den Balkanstaaten erhalten auf der Basis wechselseitigen
Vertrauens und der Vereinigung gemeinsamer Interessen. Wir hegen
keinerlei aggressive Absichten und keinen Ehrgeiz gegenüber irgendeinem
Staate. Unser lebhaftester Wunsch ist, die Rechte aller Nationen zu achten
und ihnen Geltung zu verschaffen. Indem wir einerseits tatsächliche Be-
weise für diese Haltung liefern und andererseits die den Rechten und Inter-
essen des Landes nützlichen Uebereinkommen realisieren werden, haben wir
das Bewußtsein, unsere Friedensmission zu erfüllen. Das ist unser Pro-
gramm; wir werden es uneingeschränkt durchführen, wenn Sie uns Ihr
Vertrauen schenken!“ In geheimer Sitzung richteten die Abgeordneten von
Tripolis die heftigsten Angriffe gegen den Kriegsminister Mahmud
Schewket Pascha, den sie verbrecherischer Fahrlässigkeit beschuldigen; sie be-
handelten ihn mit wegwerfender Verachtung, ohne daß irgend jemand sich
für ihn eingesetzt hätte.