Pulgarien. (Februar 10. - Juni 19.) 525
10. Februar. (Sobranje.) Der Minister für öffentliche Ar-
beiten fordert für Eisenbahnzwecke einen außerordentlichen Kredit
von 25 Millionen Franks.
13. Februar. (Sobranje.) Der Regierungsentwurf zur Ver-
fassungsrevision wird einer Spezialkommission von 20 Mitgliedern
überwiesen.
18. Februar. (Sobranje.) Annahme des Verfassungsentwurfs
in dritter Lesung.
20. Februar. Ein Handelsvertragsprovisorium macht dem Zoll-
krieg mit der Türkei ein Ende.
26. Februar. (Sobranje.) Anklage gegen die stambulowistischen
Minister.
Nach fünftägiger Debatte wird die Erhebung der Anklage gegen die
fünf ehemaligen Minister Gudew, Chalatschew, Genadiew, Petrow und
Sawow nur wegen Korruption (durch Suspendierung des Beamtengesetzes)
beschlossen, dagegen wegen Verfassungsverletzung fallen gelassen. Die Ab-
stimmung verlangt Zweidrittelmajorität. Die Sobranje wählt aus ihrer
Mitte den öffentlichen Ankläger und seine beiden Gehilfen. Der ehemalige
Unterrichtsminister Schischmanow war schon von der Untersuchungskommission
ausgeschaltet worden.
14. März. Unterzeichnung eines Abkommens mit der Türkei
über den Grenzbewachungsdienst und das gegenseitige Verhältnis
der Grenzwachen.
22. März. Das Kabinett Malinow bietet dem König seine
Entlassung an, weil dieser Zweifel über die Durchführung der
Wahlen für die große Nationalversammlung geäußert hatte.
24. März. Der Parteiführer Dragan Zankow 1f. 84 Jahre
alt. Er war seit seiner Teilnahme an der Verschwörung gegen den
Fürsten Alexander der Führer der russenfreundlichen Partei.
29. März. Neues Ministerium.
Geschow übernimmt das Präsidium und das Ministerium des Aeußeren,
Todrow das der Finanzen, Bobichew als slavischer Wortführer das des Unter-
richts, Liudskanow, Eidam Dragen Zankows, das des Inneren, Abraschew,
Advokat und Privatdozent, das der Justiz, Franghia, Advokat und Industrieller,
das der Bauten, Christow, befähigter Schriftsteller, namentlich auf national-
ökonomischem Gebiete, das des Handels und Ackerbaus, General Nikyphorow,
den man vom Berliner Gesandtenposten entließ und den General Nikolanew
nicht wieder in die Armee aufnehmen wollte, übernahm das Kriegsportefeuille.
31. Mai. Drei Verträge mit Österreich-Ungarn werden unter-
zeichnet, nämlich die Konsularkonvention, der Rechtshilfevertrag und
der Auslieferungsvertrag.
19. Juni. Das Ergebnis der Wahlen für die große Sobranje.
Es ist für die Oppositionsparteien vernichtend, da sie von 426 Man-
daten nur 60 erringen und zum Teil selbst ihre Führer nicht durchbringen