562 Ifrika. (Juli 31.—Oktober 7.)
31. Juli. (Deutsch-Südwestafrika.) Entsendung einer
Expedition nach dem Caprivizipfel.
Die amtliche Meldung besagt: Da es trotz aller Nachforschungen
bisher noch nicht gelungen ist, Aufklärung über das Schicksal der Kolonne
Frankenberg zu erhalten und da außerdem auch die am Okawango gelegene
Polizeistation Kuringkuru und die 60 Kilometer westlich von Andara (Libebet
gelegene Oblatenmission Niangana gefährdet erscheinen, hat sich der Gouver=
neur entschlossen, eine stärkere Expedition in den Nordosten des Schutz-
gebietes zu entsenden. Die Expedition setzt sich aus zwei Kompagnien,
einer halben Batterie, einer Maschinengewehrabteilung und einem Verkehrs-
zug zusammen. Angesichts der Länge der Etappenstrecke ist dieses Truppen-
aufgebot in Stärke von 200 Mann erforderlich. Die Führung übernimmt
Major Hinsch; auch der Kommandeur der Schutztruppe Major von Heude-
breck wird die Expedition begleiten.
3. August. (Marokko.) Die Spanier ergreifen von Alkassar
förmlich Besitz.
Der spanische Oberst Sylvestre berief den Chef der scherifischen
Garnison, Kaid Abd es Selam, zu sich und bedeutete ihm, daß er auf
Befehl des Königs von Spanien die Stadt mit seinen Soldaten verlassen.
oder sich unter Spaniens Oberbefehl stellen müsse. Der Kaid antwortete,
daß er dem Sultan darüber Bericht erstatten werde. Sylvestre gewährte
ihm einen zweitägigen Aufschub und fügte hinzu, daß alle scherifischen Be-
hörden seinen Befehlen unterständen.
6. August. (Marokko.) Spanische Finanzleute landen vom
Dampfer „Karthagena“ in Agadir und kaufen Grundstücke.
16. August. (Deutsch-Südwestafrika.) Die nach englischen
Berichten angeblich am 19. Juli im Caprivizipfel aufgeriebene
Kolonne des Distriktschefs von Frankenberg kehrt wohlbehalten nach
Schuckmannsburg zurück.
22. August. (Deutsch-Südwestafrika.) Auf der umgebauten
Eisenbahnstrecke Karibib-Windhukbeginnt derfahrplanmäßige Verkehr.
26. August. (Abessinien.) Der Kronprinz Lidsch Jcaffu
hat infolge der in vielen Kreisen entstandenen Unzufriedenheit erklärt,
daß er sich zu jung fühle, um die Regierung zu führen, und hat
bis zum Ableben Meneliks die Verantwortung in die Hände des
Ministeriums gelegt.
12. September. (Marokko.) Heftiger Kampf der Rifleute
gegen die Spanier bei Raleza. Die Spanier haben 18 Tote und
82 Verwundete; die Marokkaner 132 Tote.
26. September. (Marokko.) Die Spanier räumen infolge
von verlustreichen Gefechten alle Stellungen am Ued Kert.
7. Oktober. (Marokko.) Die spanische Kolonne Orozco
erleidet in einer zehnstündigen Schlacht jenseits des Kert-Flusses
starke Verluste.