564 Asien. (Januar 5.—Januar 22.)
5. Januar. (Britisch-Indien.) Entgegen der Haltung
seiner Vorgänger empfängt der Vizekönig Lord Hardinge eine Ab-
ordnung des indischen Nationalkongresses aus Allahabad.
Er enttäuschte aber die Erwartungen, da er erkärte, die Regierung
könne den Wünschen der Inder nicht weiter entgegenkommen als bisher.
6. Januar. (China.) Ministerwechsel.
Ein kaiserliches Edikt genehmigt das Abschiedsgesuch des Präsi-
denten des Verkehrsministeriums Chang-Schao--Si wegen andauernder Kranl-
heit. Sheng-Kung-Pao, der bisherige zweite Vizepräsident dieses Ministeriums,
wurde zum stellvertretenden Präsidenten ernannt. Lischingfong, früber
chinesischer Gesandter in England, wird stellvertretender erster Vizepräsident
als Nachfolger von Shengy-Wapei, dem das Amt der Personal-Angelegen-
heiten übertragen wurde. Wuyn-Scheng, früher stellvertretender Großsekretär,
folgt Sheng--Kung-Pao im Amte nach.
10. Januar. (China.) In der Mandschurei greift die Pest
mit furchtbarer Schnelligkeit um sich.
11. Januar. (China.) Schluß der Nationalversammlung.
Sie hat 39 Sitzungen abgehalten und 17 Gesetzentwürfe ange-
nommen.
14. Januar. (Persien.) England verlängert das Ultimatum
um weitere drei Monate. (Siehe 17. Oktober 1910.)
14. Januar. (Arabien.) Ein englisch-indisches Kriegsschiff
erzwingt von dem Scheikh von Dubaya in Hadramant ein Sühne-
geld von 15000 Rupien (à 1,35 Mark).
18. Januar. (Japan.) In dem Anarchisten-Prozeß wegen
eines Mordversuches auf den Kaiser und andere Mitglieder der
kaiserlichen Familie werden 24 Personen zum Tode, einer zu elf
und einer zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.
Mitte Januar. (China.) Die Bewegung zur Erlangung der
Konstitution schon im laufenden Jahre nimmt einen so starken
Umfang an, daß der Regent verbot, ihm weitere Petitionen hier-
über zu übersenden.
Vielfach werden Volksvertreter provisorisch gewählt, die dann
aber aus Peking ausgewiesen werden. Besonders stark ist die Agitation in
der Mandschurei.
21. Januar. (Japan.) Ministerpräsident Katsura legt dem
Abgeordnetenhause das Budget vor.
Die ordentlichen Einnahmen betragen 192 Millionen, die außer-
ordentlichen 59 Millionen Den (à 2,10 Mark). Die ordentlichen Ausgaben
betragen 407 Millionen, die außerordentlichen 144 Millionen Ven.
22. Januar. (China.) In Hankau brechen Unruhen aus,
weil die Chinesen behaupteten, die englische Polizei habe einen
kranken Kuli, den sie in Schutzhaft nahm, getötet.