Asien. (April Mitte—Mai 6.) 571
überführt und zu zehnjähriger Verbannung verurteilt wurde, ist
nachts im Schlafe erschossen worden.
Mitte April. (Japan.) Streit um ein Schulbuch.
Ein vom Unterrichtsministerium zugelassenes Lehrbuch der Ge-
schichte läßt bei der Darstellung der Thronstreitigkeiten im 13. Jahrhundert
die Frage offen, ob die siegreiche nördliche Dynastie, der der jetzige Kaiser
entstammt, vor der unterlegenen südlichen, deren Nachkommen im Volke
verschwunden sind, den Vorzug der Legitimität gehabt habe. Daraus folgert
die oppositionelle Presse, daß die Vergöttlichung der kaiserlichen
Familie, die sich auch in der Rechtsprechung bemerkbar mache, vor objektiver
Kritik nicht haltbar sei. Die Regierungspartei Seiyukai tadelt das Mini-
sterium, das die verfängliche Stelle zugelassen hatte, und auf Beschluß des
Ministerrats wird das Unterrichtsministerium gezwungen, die Benutzung des
Lehrbuches in den Schulen zu verbieten.
26. April. (Niederländisch-Indien.) Auf der kleinen
Insel Palmas (55° n. B.), die früher zu den Süd-Philippinen ge-
rechnet wurde, wird die amerikanische Flagge heruntergeholt und
die niederländische gehißt.
27. April. (China.) In Kanton zünden die Revolutionäre
den Yamen des Vizekönigs und 50 Privathäuser an. 70 Mann der
vizeköniglichen Leibwache werden niedergemetzelt. Vier englische und
französische Kanonenbote beschützen das Europäerviertel.
Ende April. (Japan.) Außenhandel im Jahre 1910.
Die Einfuhr betrug 464233808 Yen (gegen 394198 843 im Vor-
jahre), die Ausfuhr 458 428996 (gegen 413 112511 Den im Vorjahre).
1. Mai. (China.) Ausbreitung des Aufstandes über die
Hafenstädte der Provinzen Kwantung, Kangsi und Schansi.
Nach Berichten, die von Hongkong aus nach Europa telegraphiert
werden, haben Aufständische, von Räuberbanden unterstützt, Wu-tschou,
einen chinesischen Vertragshafen am SÖsi-tkiang, Sam-schui, gleichfalls am
Hsi, kiang gelegen, und Wei-tschon eingenommen. Ein ernster Zusammen-
stoß zwischen Regierungstruppen und Aufständischen hat bei Fat-schan, einer
Stadt von 4000/X) Einwohnern in der Provinz Kwankztung, stattgefunden.
Ein chinesisches Kanonenboot nahm die Aufständischen unter Feuer und fügte
ihnen einen Verlust von 200 Toten zu. Das deutsche Kanonenboot „Iltis"“
ist zum Schutz der Deutschen in Kanton eingetroffen.
1. Mai. (China.) In Peking erteilt der Regent 27 Fremden
und zwei chinesischen Teilnehmern an der Pestkonferenz eine Audienz,
bei der auch für die Chinesen vom Kotau abgesehen wurde.
2. Mai. (China.) Der Generalgouverneur in Hankau be-
ruhigt die erregte Bevölkerung, indem er das Gerücht dementiert,
daß sich eine Pariser Konferenz mit der Aufteilung Chinas be-
schäftigen solle.
6. Mai. (Japan.) Die Minister Katsura und Goto treten
vom Präsidium der koreanischen Kolonisations-Gesellschaft zurück.