Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

Algemeines. Jaternatisnale Konsrefe. Piplomatiseee u. sonstige Guthüllnugern. 599 
Vertreten sind Belgien, Frankreich, Holland, Deutschland, England, 
Schweiz, Vereinigte Staaten, Dänemark, Rußland, Finnland, Oesterreich- 
Ungarn, Italien, Schweden, Luxemburg, Australien. Die Sitzungen des 
Komitees sind nicht öffentlich. 
2. September. (Belgrad.) Enthüllungen über die Verschwö- 
rung gegen König Alexander und die Königin Draga im Jahre 1908. 
In der „Tribuna“" veröffentlicht der einstige Verschwörer 
Advokat Aza Novakowic eine Darstellung, wonach der gewesene 
Minister des Innern Georg Gencic die Seele der Verschwörung war. 
Dieser haßte Konig Alexander und Königin Draga tödlich, weil sie ihn 
wegen eines ange lio entehrenden Deliktes unschuldig hatten einkerkern 
lassen. Als nun der 3. Jahrgang der serbischen Kriegsakademie, bestehend 
aus jungen Leutnants und Oberleutnants, durch ihre Schwestern, Bräute 
und Freundinnen aufgereizt, beschloß, den König und die Königin zu er- 
morden, da weihte Oberleutnant Antonin Antic, Neffe des Georg Gencic, 
diesen und seine schöne Frau in das Geheimnis der Verschwörer ein, in 
deren Kreis noch niemand an König Peter Karageorgewitsch und die 
Restauration seines Hauses in Serbien dachte. Gencic trat nun der Ver- 
schwörung bei und gab ihr die spätere politische Richtung. Als Bote an 
Georg Karageorgewitsch bediente er sich seines Schwiegervaters Aza Nova- 
kowic. Schon zu König Milans Zeit wollte man ein Komplott gegen König 
Alexander anzetteln, um die Königin Draga aus dem Lande zu jagen. 
In dieses Komplott sollten die Anhänger der Karageorgewitsch mitverwickelt 
werden. Der Plan mißlang damals durch die Vorsicht des Königs Peter, 
der den betreffenden Abgesandten in Genf nicht empfing. Gencic betraute 
deshalb eine nichtpolitische Persönlichkeit, seinen Schwiegervater Aza Nova- 
kowic, mit dieser Mission, und diesem gelang es, sich direkt mit dem 
Prätendenten Peter ins Einvernehmen zu setzen. Nach ihm kam dann auch 
später der gewesene serbische Ministerpräsident Jowan Awakumowic auf 
einer angeblichen Lustreise mit Frau und Tochterchen nach Genf, nachdem 
sich vorher der Neffe des Prätendenten mit einer der beiden Töchter des 
Awakumowic verlobt hatte. Aza Novakowic wurde vom Prätendenten der 
Auftrag erteilt, die Sicherstellung und Belohnung der an der Verschwörung 
beteiligten Offiziere zu erwirken. Der Prätendent mußte zu diesem Zwecke 
zweimal nach Wien kommen. Diese Zusammenkünfte in Wien und die dabei 
gepflogenen Unterhandlungen sind der eigentliche Kern der Enthüllungen des 
Aza Novakowic, der damals wirklich der ein zige Vertrauensmann der ver- 
schworenen Offiziere war. Das zeigte sich auffällig, als König Peter die drei 
zu ihm auf der Reise nach Wien befindlichen Adjutanten und Ordonnanz- 
offiziere außertourlich beförderte. Sofort schickten die Verschwörer dem König 
Aza Novakowic nach Wien entgegen mit der Erklärung, daß kein einziger 
Offizier ihn am Bahnhof erwarten werde, wenn er nicht die außertourliche Be- 
förderung rückgängig mache. Die drei ernannten Offiziere mußten daraufhin 
auf ihren Uniformen die erhaltenen höheren Distinktionen wieder abtrennen. 
Er behauptet auch, daß die Ausrufung des Peter Karageorgewitsch zum König 
von Serbien von den Verschwörern auf Antrag von Nowakowite beschlossen 
und im Oktober 1902 durch einen schriftlichen Eidschwur bekräftigt wurde. 
7. September. (Stockholm.) Internationaler Frauenkongreß. 
Es sind 23 nationale Gruppen vertreten. Programmpunkte: Friede, 
Schiedsgerichtsfragen, die bürgerlichen Rechte der Frauen, die Volks- 
gesundheit, die Erziehung sowie endlich der Kampf gegen den weißen 
Sklavenhandel.
	        
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