Das Derisqe Nrich und seine rinzelpen Glieder. (August 26.—29.) 205
schläge gegeben, die Taktik der Sozialdemokratie für die bevorstehen-
den Landtagswahlen zu ändern.
hemalige „Borwärts“-RKedakteur Eisner war mit folgendem
Plane hervorgetreten: „Um die koniervativ-l#erikale Mehrheit des Abgeord-
netenhauies, wenn nicht zu sprengen, so doch mindestens so sehr zu redu-
zieren, daß das Abgeordnetenhaus ein neues Gesicht erhält, soll die Sozial-
demokratie schon bei den Urwahlen überall dort, wo sie selbst nicht Aussicht
auf Sieg hat, ihre Stimmen für die liberalen Parteien in die Wagschale
werfen.“
Vernstein präzisiert die Konsequenzen dieses Vorichlages folgender-
maßen: „Die Partei würde nach dem Eisnerschen Vorschlag generell ver-
sichten 1. auf die möglichst e doride Zählung ihrer Stimmen im Lande;
2. auf die Verpflichtung der Lidera n zur Gegenseitigkeit im Wahlkampf:
3. auf die Festlenung der Are duns bestimme Forderungen, respektioe
ein Mindesiprogramm: 4. aus di- ieerenierun der zu unterstützenden
liberalen Kandidaten.“ Er gibt als den Zweck der ganzen Diskussion an:
ft Sturz des gegenwärligen. n“n ist jebt die Lauptsache. Wir
find aber darüber alle e einig, daß wir, solange nach ihm gewähl wird,
niemals aus eigener Kraft so vicl Abgcordnete werden durchbringen können,
um eine Wahlreiorm zu erzwingen, die nur annähernd unseren Forderungen
entspricht. Für diese Aufgabe sind wir im Abgeordnetenhaus auf die Mit-
wirkung anderer Parteien angewiesen
26. August. (Metz.) Das Oderkriegsgericht mildert die sechs-
monatige Gesängnisstrafe, die in der Vorinstanz am 8. Juli über
vier Kapläne verhängt war, in Festungshoft von gleicher Dauer.
27. August. (Kiel.) Erfolgreiche Probefahrt des ersten deut-
schen Turbinen-Dreadnougths „Kaiser“.
. August. (Bayern.) Zum Präsidenten des Verwaltungs-
gerichtshofs wird der Ministerialdirektor im Ministerium des Innern
Staatsrat Nitter v. Krazeisen, der Schöpfer des neuen Wahigesetzes.
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W8. August. Des Kaisers Wunsch in bezug auf die beab-
sichtigten Geschenke zu seinem Regierungsjubiläum.
Das Kr- gibt folgende Notiz ous: „In vielen Areisen der
Bevölkerung ist die Abücht geäuftert worden, anlästlich des bevorstehenden
25 fährigen Regierunguinbilaums des Laisers die Verehrung für den Mon.
archen und die Freude über das Feit durch Geichenke und Darbietungen
verschiedener Art auszudrücken. Durch mehrfache Anfragen kamen diese
Wüniche ouch zur verionlichen Nenniis des Noisers. Wic eine Berliner
Korreipondens hort, mochte indesien der Naiser bei aller Anerkennung der
hierin ausgedrückten Gesinnung sich die Annahme von perionlichen Geichenken
aus dem erwähnten Anla##versagen. Daaegen wurde es einem allerhochnen
Wunsche emsprechen, wenn die hierfür ehm in Anassicht genommenen Mirtel
wohltätigen, gemeinnüvigen oder patriotischen Zwecken umer bejsonderer
Berücksichtigung der Bedürfuniise der betreisenden Bevolkerungskreise zu-
gewendet werden
29. August. (Sachsen.) Nach Abnahme der Parade bei Zeit-
hain gibt König Friedrich August im Residengschloß zu Dresden eine