Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

220 Das Bische Krich und seine einzeinen Elieder. (Oktiober 25.) 
Interesse der Gesunderhaltung des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens. 
Gieichzeitig hat die Regierung die Pflicht, die heimische Fleischproduktion 
danernd in Unabhängigkeit vom Auslande zu stellen und zu erhalten. Mit 
eser wirischastlichen Unabhängigkeit steht die Unabhöngigkeit der politischen 
ltstellung im engsten Zusammenhang. Unsere Peogwhiche. Lage, die 
Saellungt aller politischen Konstellationen sollte diesen Sa en 
Deurschen als unbestritten gelten lassen, welcher Winschaftspolitik sie auck 
sonst huldigen mögen. Wenn wir in Zeiten einer anormalen Weltlage 
unsere wiriichehiche „rseJ mit höheren Preisen bezahlen, E 
bringen wir diese Opfer nicht einer wucherischen Schskollpoliiit, sondern 
wir entrichten dem tin für unsere Sicherte einen Tribut. Ausgabe 
r Regierung und guter aller ist es deshalb, die heimische Fleisch- 
orsnshn soviel wir es vermögen, weiter zu fördern, und bei einer Aktion, 
welche bestimmt ist, einer akuten Fleischteuer rung zu steuern, alle Maßnahmen 
auszuschalten, welche die Grundlage, unserer Biehzucht zu Schüneern geeignet 
sind. Ich freue mich, daß der Abg. Schiffer seinerseits un d für seine 
Partei diesen Saßz stark umerßirichen hat. Nac der Stellung, die ie 
Nationalliberalen dieser Frage Pcsenbber bisher eingenommen haben, war 
das nicht anders zu erwarten. Aber freundig Überrascht worden bin ich durch 
die Forderung der forlichrintlichen Interpellation, daß der heimische Jeöe. 
bedars durch die deutsche Viehzucht möglichst gesichert werden soll. 6# ist 
ein neucs Postulat des alten fortschritlihen. Programms. Aber * Sie 
s Ziel wollen, müsien Sie -auch d ie Mittel wollen. Und wie Sie dieses 
. erreichen wollen, wenn Sie gleichzeitig aussprechen, unsere Schugzoll- 
polilik, unter der sich die Landwirlichaft zu ihrer Sebenhe # ent- 
Hen hat, müsse allmählich abgebaut werden, das verstehe ich nich 
verstehe weiler nich!l, wie Sie in der Interpellalion, bidem Sie die ve 
auisordern, dafür zu sorgen, die heimische Viehzucht so stark machen. 
daß sie unseren hekmischen Fleischbedarf befriedigen könne, hlechgernet die 
Abänderung der Wirtschaftspolitik sordern können. Der Abg. Wiemer hat 
dem Abg. Schiffer zum Vorwurf gemacht, daß er sich in der Frage der 
Abänderung del Fibsinescugbr nicht lar ausgesprochen habe. Ich 
habe den Herrn u Abg. Schisfer ganz klor dahin verstanden. daß er gegen 
eine Aenderung dees 3 12 des Fleischbeschaugesetzes ist. (Sehr richtig“ bei 
den Nl.) Und die lebhafte Zsimung, aus den Kreisen der Herren 
Nationalliberalen zeigt mir, daß ich ihn richtig verstanden habe. Dagegen 
ist es wi t #o henauen Zuhörens unmöglich gewesen, klor zu erkennen, 
was r. Wiemer will. Der Herr Abg. Dr. Wiemer hat unter 
Ihlerung, W. De. Paragraphen des Vesbeichcgesedes hgesagt, es müsse 
grändert werden, gesedliche Maßnahmen aber seien nicht notwendig, das 
konnte im Verwaltungswege geichehen. Ich habe beider nicht hören können, 
wos für Aenderungen er im Verwaltungswege wünicht. Eigentlich ist 
ja nicht meine S#te als iirenscher Ministerpräsident, auf diese Frage 
bier zu r— er Aeeicheangelegenbet. goen Aber 
ich möchte , Pagen, in welchr. esieiean will der Dr. Wiemer 
den § 12 0 wisen und inwieweit soll durch diese Ver- en, die 
er eventnell, wie ich annehme, dem Reichstag vorschlagen wird, die infuhr 
des Gefrierlleisches enteschlert werden. Ich ivill hier nur Folgendes er- 
wöhnen: Preußen ist der größte Fleischliejer#a#t „Deutschlande und in der 
preußischen Fleischproduktion ipielt die Schweinehaltung die größte 
seun wir unijeren Fleischbedarf selbst -di sollen, dürsen wir 
unter keinen Umständen dieser Schweinehaltung zu nahe treien. (Lebhafte 
Zuimmung r.) Der r Abg. Dr. Wiemer hat gegenüber den Bedenken nach 
dieser Richtung auf die blühende Landwirtschaft Euglands verwiesen und 
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