Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

226 bes Derisqt Neich und srinr rinieluen Glieder. (Oltober 2b. 26.) 
25. Oktober. (Berlin.) Oberbürgermeister Wermuth über 
Berlins Fleischversorgung. 
Fur uns ĩ ein Personal von 40 bis 50 Personen 
tälig, Krünn zwölf 7 die dort das Vieh nach Berliner 
Art schlachten. Es sollen 3000 Zentner pro Woche geliefert werden, vom 
1. November ab 6000 Fner, wobei ein festes Tagesauantum allerdings 
nicht harantiert werden kann. Mehr zu liesern ist nicht möglich. 
26. Oklober. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Fort- 
setzung der Besprechung der Interpellation betr. die Fleischteuerung. 
Abg. Ströbel (Sd.): Es ist bemerkenswert, daß der ganze Winister 
tisch heute abjolut leer ist, gerade in dem Augenblück, wo der Bertreter d 
Mehrheit des Volkes das Wort nimmt. Die dutsche Fleisch-- -zun r—: 
produktion ist eine 4/ 4 unzulängliche. Wenn man auf die Vermehrung 
des Fleischkonsums seil dem Anfang des vorigen Jahrhunderts binmeis-. so 
vergißt man, daß sich seitdem die Verhälmiise vollsändig umgewandelt 
haben, daß der Fleischbedarf inzwischen außerordentlich stärker geworden 
i ist zurũckzuführen n die Industrialisierung Deutschlands, die 
mgeheure Vermehrung der Einwohnerzohl der großen . 
Unsug sondergleichen zu behaupten, daß vegelobilische Nahrung ausreichend 
ei r Londarbeies kann sich wohl von Vegerabilien ernähren, der In- 
dustrielle must sich von Fleisch, Eiern und Milch ernähren. Der Land- 
bewohner hat ganz andere Verdauungsorgane t n-z wie ein 
Stadibewohner und Arbeiter. (Unruhe r.) Man hat den täglichen Fleisch- 
verbrauch in Deutichland pro Kopf auf 90 Gromm berech nei- Das ist viel 
zu wenig. Ein Erwachsener braucht mindestens 150 Gra Nach amt- 
lichen Erhebungen beträgt der fwechenbnonle m Nrbeuequmtlten aber nur 
60 Gramm. Eest die völlige Freiheit der Einfuhr wird uns Rleischoreise 
öringen, die das veu auch bezahlen lann. Die Siedlungefrage bhert gestern 
einen breiten Raum in der Erörterung eingenommen; aber mit dem, was 
wir an positiven PVorschlägen zu hören belamen, wird der bpreihen Masse 
auch nur Sand in die Augen gestreut. Wer wollie es ernstlich bestreiten, 
daß der Großbetrieb besser, wirlichaftlicher und einträglicher arbeilen konn 
als der ia Daß die “3 mehr Schweine züchten, liegt 
an anderen Ursachen. Es ist irrig, daß gerade Kleinbetriebe geschaffen 
werden müssen, um die Feischwerserg#n zu sichern. Wenn enteignel würde, 
nicht in der For in, daß es den Herren von der Rechten zugute kommt, 
sondern so, wie wir Sozialdemokraten es wünschen, daun könnten aus den 
ländlichen Arbeitern auf ländlicher Scholle Genossenschaften gebildet erd, 
und durch iolche Genossenschaflen w#de ganz andere Kulturmöglichkeiten 
emstehen. Die leute Uriache der Not ist doch nur die, daß die breiten 
Maisen wich kompikrästig genug *— daß sie alh sehr kapitalistisch aus- 
gebeulet w 
  
  
Mial r des Innern v. Dallwitz: Es ist hier Bezug genommen 
worden kult ser Veröflentlichung des Kreisarzles Tomalla in Altena, worin 
behaupict wird, daß die Skrophulose unter den Kindern in den letzten 
Jahren dort um 100 Prozent zugenommen habe, und daß diese Zunahme 
zurüclzuführen sei anf die ungenügende Ernährung. die wiederum eine 
Folge der slarken Erhöhung der Fleischpreise sei. Infolgedessen ist eine 
amniche Nachprüfung angeüellt wordri und ganz besondere dabin 05 wirk- 
lich ein Zuiammenhang Koi#chen diesen Dingen besteht. Es wurden des- 
halb dicfelben und eine Menge anderer Dinge noch einmal unnrsucht und 
beionders wurde aus die Merkmale geachtet, an denen man die Skrophulose
	        
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