Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

256 Hs Bratihr Nrich und seine rimeln#n Glieder. (Dezember 3.) 
weltgeschichtiche Notwendigkeit sein kann, und daß zu ihm gegriffen merden 
muß, wenn es gilt, die Sicherheit der Weltstellung und die Zukunft de 
Volkes zu wahren. Wir haben bisber. durch die Friedensbestrebungen "6. 
gut wie nichts erreichl. Wie haben wir die vechirdegerichverhondisungen 
begrußt und den Haager sonhre, (Rufe bei den Sd.: Das war Heuchelei!) 
Ich glaube, wir können doch einem Herrscher gegennber nicht so etwas be- 
hauplen. (Sehr richtig! r.) Wer hat im Haag die Sache des Friedens 
geführt? Das waren italienische rucai Und dann hat Jialien den 
Kricg gegen Tripolis geführt! Wir mögen es bedauern, daß Krieg geführt 
werden muß, aber wir können es ae ändern, und da wir das wissen, 
müssen wir die Ingend in dem Geiste erziehen, der sie zum Kampf befähigt. 
Es leugnet kein Mensch auf der Welt, daß der ur rieg doch gewisse gute und 
tüchtige Eigenschaften weckt und wecken kann. Ich erinnere Sie nur an 
die Kämpfe von 1813, wo licherlich mehr gute Toennchaften als schlechte 
geweckt worden sind. Deehalb ist es auch Nhewent leit eh wir unsere 
Kriegsrüstung fertig und vollendet halten. Ppoten ch nicht Heeres- 
verstärkungen auf dem FPröäsemierteller unsn ds c 
haben wir den verantwortlichen Stellen zug eichoben. Wenn es nôtig wöre, 
neue Ferderungen auszustellen, donn muß es in kritischen Zeiten eher ge- 
chehen, in Etat vorgesehen ist. Geschähe das nicht, so wäre die 
hes, leen7 -p#ichtergee Zustimmung.) Herr v. Vayer hot harte 
Ausdrücke gebraucht gegen volinisierende Offiyiere und ich stimme ihm zu, 
wenn wir wirklich solche politisierenden Osfiziere hätten. Ich tenne solche 
Okfiziere in beustchsoich nicht. Wenn jemand im Preise seiner Kameraden 
bei gegebener Gelegenheit auf die Notwendigkeit der Vaterlandsliebe und 
des Haliens des Fahneneides hinweist, so neune ich das nicht politisieren. 
Wenn ein Lontrollossizier die ailanwicbosen in geeigneler laktwoller Weise 
anf ihre Pflichten hinweist, so will ich ihm das nicht beschränken. Herr 
Payer hat den hohen Offizier hicht genannt, Herr David hat es nachgeholt. 
Aber gegen die Rede des hohen Offiziers ist doch nichts einzuwenden. Er 
hat bei passender Gelegenheit gewarnt vor einer Ueberspannung des Friedens- 
gedankens und der Friedensbestrebungen. Das ist Hermmn v. Payer wohl 
eiwas auf die Nerven geiallen. Diese Rede hat Zustimmung vaichr nur auf 
der Rrchten, nicht nur im zzemrum und bei den Noionalliberalen, sondern 
  
daß wir solche Osüziere lehr viele haben mögen, und zwar Oifiziere, die 
auch den Mut haben, in taktvoller Weise ihre Ueberzeugung zu äußern. 
Herr David meinte, der Friede werde erst auf Erden kommen, wenn der 
solialdemokratische Slaat verwirklicht sei. Herr David hat allerdings die 
lJeildauer erheblich anders angeisent als früher Herr Bebel. Innerhalb 
der nächsten zwei Jahrtaufende, von denen er sprach, haben wir noch eine 
gewisic zeit zu warten. Auch wir wünschen als Christen 2 ewigen 
Frieden herbei. Wer das Christentum dajür verantworllich macht, daß die 
Ariege noch nicht ausgehort haben, der verü#cht das Christemum # nicht. 
Es ist niemals vom Slister des Christentums verkündet worden, daß der 
Friede sofort kommen werde. (Gelächter I.) Ich weiß nichtl, was dieses 
Lachen bedeuten soll, Christus hat immer auf den schweren. Weg hingewiesen. 
Es ist kein Vorwuri gegen das Christemum, iondern ein Vorwuri gegen 
das unzureichende Menschentum, dast wir den ewigen Frieden noch nicht 
uch wir glanben an den ewigen Frieden, an eine geit, da wir 
alle sen unter der Palme des Friedens, aber erit wenn das Schriftwort 
sich erinllen wird: Ein Hiri uns eine Herde. Und in dieser Hinsicht inter- 
pretieren wir den Engelgruß, den Herr David hier hereinrief, und nicht 
eher wird der Engeloruf sich verwieisehen, ehe nicht der erste Say Wahr-
	        
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