Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

281 Bir I#erichilh. niscrMe#erdi. Fedruar 17.—21 
18. Februar. (Kroatien.) In Serajewo findet eine ungarn- 
feindliche Demonstration vor der katholischen Kathedrale statt. 
e Polihei räumte mit blankem Säbel den Platz wäbrend aus der 
Menge Jes geichleudert wurden und Revolverichüsse fielen, wodurch ein 
mohammedaniicher Student geiolet wurde. 
19. Februar. Der Reichsfinanzminister Freiherr v. Burian 
bietet dem Kaiser seine Demission an, weil durch die Ernennung 
des Grafen Berchtold zum Minister des Außeren von den drei 
gemeinsamen Ministerposten zwei mit Ungarn besetzt wären, wenn 
er bliebe. 
Tie Entlassung wird ongenommen: doch behält sich der Kaiier, der 
durch ein Handichreiben die ausgezeichueten Verdienite Burians besonders 
bei der Verwallung Hreniene und der Herzegowina anerkennt, seine Wieder- 
verwendung im Dienste 
19. Februar. Gisleithanien) Herrenhaus. Aus Anlaß 
der diamantenen Hochzeit des Erzherzogspaares Nainer wird eine 
Festsitzung abgehalten, bei der der Präsident Fürst Windisch-Grätz 
eine t hält. 
9. Februar. Der Sektionschef im Ministerium des Rußern 
Graf Ene e nimmt seine Entlassung. 
20. Februar. Auf dringenden Wunsch des Kaisers nimmt 
Dr. Nitter v. Bilinski, der Obmann des Polenklubs, die Ernennung 
qum gemeinsamen Finanzminister an. Er gibt infolgedessen seine 
Siellung als Parteileiter auf. 
2l. Februar. (Wien.) Diamantene Hochzeit des Erzherzogs 
Rainer (geb. 11. Januar 1827) und seiner Gemahlin Maria Karolina 
(geb. 10. September 1825), der eingigen Tochter des verstorbenen 
Ergherzogs Karl. 
en. 8 Depeschen des Grafen Berchtold: 
1. n deutschen Reichskanzler: „Durch die Gnade Seiner 
Majestät. Mreinern allergnädigsten Herrn, auf den Posten des Ministers des 
Aniserlichen und Königlichen Hauses und des Aeustern berufen, gereicht es 
mir zu brionderem Vergnügen, in dieser Eigenschaft Eure Exzellenz zu be- 
grüßen. Mein verewigter tiefbetrauerter Vorgänger hat in dem Dreibunde 
die unverrückbare Grundlage seiner Politik erblickt und sich durch seine siet#s 
bewährte Bundeetreue jenes hohe Maß von Vermrauen erworben, das ihm 
von seilen der verbündeten Mächte entgegengebracht wurde. Indem ich nun 
das vom Grasen Aehrenthal hinterlassene reiche Erbe inniger und vertrauens- 
voller Beziehungen zur nai#erlich Demichen Regierung antrete, hoffe ich 
zuversichllich, auf die buhbrrundiche und talkräftige Unterstützung Eurer 
Erzelleng kahen zu ien. 
⁊ das mnensenschsetegramm des russischen Ministerpräsidenten 
Sotewyew, das den Schlulwalssus enthalten hatte: „Ich bin gewiß, da 
Ibre Bemühungen dahin zielen werden, die auf die Erhaltung des Friedens 
herichtete gemeinsame Aktion unserer Regierungen noch wirkiamer zu ge-
	        
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