Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Iranirriqq. (Oltober 10. 27.) 383 
Serbiens und Griechenlands solidarisch empfangen. Wir haben ihnen 
jormell unsere üichtspunt dargelegt. Ich weiß nicht, welche Form die 
Aktion der Mächte haben wird. Was uns anlangt, so lind wir bereit, 
die zwei moglichen Merthobe anzunehmen: Entweder gemeinsame Attion 
oder eine Aklion Rußlands und Oesterreich Ungarns im Namen der Groß- 
mächte. Wir haben keine Linergedamten und sino Uberzeugt, S dies 
auch dei den anderen Mächten der Fall ist. Die Aufnahme, die der Vor- 
schlag in den verschiedenen. ann. gesunden hat, beweist bies- 
jrene mich, daß meine seit langem geplante Reije mit dieser Krise zu- 
sammensällt. Dank meinem unmittelbaren und herslichen Zuleiumennecihen 
mit Herrn Poincarn haben wir mehrere Tage gewinnen können 4 e 
meine Ansichten dahin zuiammen, daß, welche Gejahren immer per Bal 
morgen bringen kann, schon jetzt zutage tritt, daß die französisch- rusische 
Auianz und die Trivleemente vollständig bereit sind, die Friedensrolle 
zu erfüllen, für welche sie geschaffen wurden, und daß der in den gegen- 
wärtigen Umständen von dem gleichen Geiste bbeerlle Dreibund uun zun 
Erreichung des gemeinsamen Zieles seinen nüglichen Beistand g# 
10. Oktober. Auf die Aufforderung der Menschmnnöbneh, 
die Regierung möge auf Grund der französisch-russischen Handels- 
verträge von 1874 und 1905 bei der ruffischen Regierung in der 
Angelegenheit der Pässe der französischen Juden vorstellig werden, 
erwiderte Poincaré in einem eingehenden Schreiben, daß er ein 
derartiges Vorgehen für unnütz und gegenstandslos ansehen müsse, 
da in dem Vertrag von 1874 ausdrücklich erklärt werde, daß die 
Vertragsbestimmungen in keiner Weise die polilischen und sonstigen 
Vorschriften hinsichtlich der Behandlung der Ausländer beein- 
trachtigen können. 
ens werde auch den katholischen Priestern nur durch besondere 
Ermächigunn seuerm des rusüschen Ministeriums des Jnnern in Rußland 
Einlaß gewährt. So wünschenswert auch eine liberale bänderung dieses 
Vorgchens wörc, so zeige doch der vollständige Missersolg, den die Ver- 
einigten Staalen von Nordamerika in der gieichen Angelegenheit neeen 
haben, ganz unzweidemig, daß jedes Bemühen Frankreichs unangebracht wäre. 
27. Oktober. (Nantes.) Aus Poincares Rede über den 
Sland der Balkanfrage und über Frankreichs Vermittlerrolle: 
Lir haben mit Genuginung feststellen konnen, daß Frankreichs 
friedl i Anitiative, die es ini vollen Einllang mit seinen Freunden 
und Verbũndelen ergriü in allen Ministerien des Aeusieren verstanden und 
gutgeheißen wurde. Sie hat zum ersten Ergebnis Gedankenaustausche 
gehabt, die täglich züschen den Mächten sortgeset werden und ihnen ge- 
stallen, über den Gang der Ereignie eine hemeinsame Aussicht au üben 
und die, wenn es dazu gekommen jeiu wird, wie ich hofic, cine Vermitllung 
begünstigen werden. Dicser Tag ist vielleicht sogar nahe. Brauche ich 
Ihnen zu iagen. meine Derren, daß diej#e allgemeinen Gedankenauskausche, 
so nüt##lich, so unembehrlich sie sein mögen, weder heute noch morgen das 
Ziel und die Wirkung haben dürien, die weientlichen Linien unserer 
auswärtigen Politik zu verändern? Frankreich ist der Flauterhaftigkeit 
und der Untrene unsähig. Auch wir suchen nicht Freundschaften zum Aus- 
wechseln, und wir glauben, daß eine große Nation es sich selbst schuldet,
	        
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