Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

I% Beufschr Reich und srinr etntelurn Elieder. (Februar 17.) 41 
dern das Sustem der allgemeinen Vollzbewasfnung etwa nach dem Vorbilde 
der Schweiz in der Ueberzeugung, doß damit die Verleidigung des Vater- 
londes auch gegen eine Kombination aller möglichen Feinde weit besser 
gewödrleistet wird als heute. Die indirek#ten Abgaben auf Lebensmittel 
und (Gebrauchsartikel, die die breiten Massen des Volics bedrücken und die 
die Reichen und Wohlgabe nden concn und deshalb von diefen mit Klauen 
und Zähnen verteidigt werden, müssen abgebaut und allmählich beseitigt 
werden. vor allem auch die Zündholzsteuer, die wir der Finanzreiorm des 
schwor#blauen Blocks verdanken. Darin stimmen wir mit dem Grafen 
Poiadowstn überein, daßn unsere Diplomatie unzulänglich ist. Wir wollen 
keine #Ausiandspoliti mit Drohungen und Einschüchterungen, sondern Frieden 
und Freundichaft mit allen Völkern. Deshalb sollten wir auch den Hafen 
Kiamschou an die chinesische Regierung wieder zurückgeben. Staatssekretär 
Riderlen, der leider auch, nicht hier ist — sollte er sich eiwa auf den Reichs- 
lanzlervosten vorbreitene ., hat über * Aeziehungen zu den Alldeuischen 
Verichiedencs erzählt. Er hat bestritten, daß wir Ländererwerb in Marokko 
beaduichtigt hätten. Dem steht die Behauptung des Rechlsanwalns Cioß 
gegenüber. Es ist nun im Prozeß durch Zeugen festgestellt, daß Herr 
v. Niderlen alldeutich oder, um mit dem Kronprinzen zu ibrechen, „völtijich“ 
sich geäußert habe. Die Mannesmannblätter haben gegen die Grenzboten 
geklagt, und in diesem Prozeß ist durch Zeugen estheseen worden, 9 der 
Staalsielretär Agemte provocateum nach Marolko geschickt habe, daß Be- 
sherden. deusscher Kaufleute provoziert seien, und daß die Wrnnt die 
cht habe, die Hand auf jenes Gebiet zu legen. Ich sordere die Ver- 
# der Regierung * die onwesenden und die abwesenden, hierher zu 
treten und zu erklären, wie es sich damit verhält. Der Kanzler hat uns 
an die Bewegung des vergangenen Sommers erinnert. Diese Bewegung 
war entweder sinnlos oder sie war künstlich erzeugt durch verbrecherische 
Vmtrebe der deutschen Regierungen. (Präsident Kaempf rügt diesen 
Ausd 
  
  
  
Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Kiderlen-Waechter: Der 
Abgcordnete hat Angriffe gegen die Regierung des großen Nachbarreiches 
(Rußland), mit dem wir in Frieden und Kreundichaft leben, gerichtet. Diese 
Angriife waren solche, wie sie in diesem Hause wohl noch nicht gebort worden 
sind. Hört, hört! . Er hat der Regierung verbrechtoische Absichten und 
Taten vor der ganzen Welt vorgeworfen. Ich konn dicie Angril#e# n#ur 
auf das Hcbbasiet südenen und muß sie auf das Allrenshciidcil zurück- 
weisen. (Beijfall r.) Ich bin auch überzengt, daß die groit, Mehrkah in 
diesem m Hause mein Bedauern teilt. (Beifall r. Rus bei den Sd.: Nee!) 
Der Herr Abgeordnete hat auch mir Verbrechen vorgeworfen. Daran glanbe 
ich mich nicht weiter verteidigen zu sollen. Er hat mir aber in seiner Rede 
wo er über die Marokkoangelegenheiten sprach, die erwilnichte Ge- 
legenheit gegeben, einmal mit einem ncen auszuräumen, das sich ch schon 
lange in der Presse herumtreibt. Das ist das, daß ich gewisse Kreise auf- 
gchet hätte, indem ich gesagt hälte, wir soher Teile von Maroklo nuehmen. 
Da möchte ich historisch zuühgroisen auf die Zeit, ehe wir den „Panther“ 
nach Agadir geschickt hatte war von mir ein ausführliches Programm 
ausgearbeitet worden, di — —8 habe ich dem Herrn Reichslanzler 
vorgelegt, der es gebilligt und die Genehmigung Seiner Maicuät dazm er- 
halten hat. Wir hatten schon lange mit Frankreich verhandeln wollen, weil 
die Sache so nicht weiterging, wie sie sich durch den Zug nach Fez gestaltet 
harte. Wir haben das Schiff nach Agadir geschickl, um die Sache in Fluß 
zu bringen; wir haben dadurch feslstellen wollen, daß die Franzoien nicht 
das Recht, namentlich kein Mandat für gonz Europa halien, in Marokto
	        
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