Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Erankteiq. (Mãrz 31. —April 1.) 647 
von 1 Prozent trifft die steuerpflichtigen fremden Papiere. Die französischen 
Zahlstellen müssen sich dem Registraturamt bekanntgeben. Der Privatmann, 
der in Frankreich Zinsscheine zur Zahlung vorzeigt, hat eine Aufstellun 
darüber beizulegen, die keine Angaben über seine Person enthalten solh 
Die Zahlstellen dagegen haben der Steuerbehörde Sammelaufstellungen 
mit Angabe ihres Namens und ihrer Eigenschaften vorzulegen, Bücher zu 
halten usw. Wer seine Zinsabschnitte usw. persönlich im Ausland auszahlen 
läßt, hat eine dem Steuerbetrag entsprechende Stempelmarke auf seinen 
Papieren anzubringen. Es wird hierfür eine Gnadenfrist von drei Monaten 
nach Ablauf des Jahres gelassen, darüber hinaus gilt die Annahme der 
Steuerhinterziehung, die eine Strafe im fünffachen Betrag der Hinterziehung, 
mit Rückwirkung bis zu zehn Jahren, im Gefolge hat. Besonders schwere 
gerichtliche Strafen, bis zu Gefängnis, treffen die Zahlstellen für die von 
ihnen begangenen Hinterziehungen. 
Endlich werden die Stempel- und Umsatzsteuern auf Wertpapiere 
neu geregelt und höher bemessen. Der Wertstempel auf Aktien beträgt 
90 Cent. oder 1,80 Franken für 100 Franken. Für die Schuldverschreibungen 
der Departements usw., die ihre Steuer jährlich entrichten wollen (Abonne- 
ment), beträgt der Satz 9 Cent. für 100 Franken jährlich. Bei Besitzwechsel 
von Wertpapieren auf den Namen, oder bei Umschreibung von Papieren 
auf Namen in solche auf den Inhaber werden 90 Cent. für 100 Franken 
erhoben. Die entsprechende Jahressteuer für französische Papiere beträgt 
30 Cent. für 100 Franken. Die Ergänzungssteuer unterliegt noch den Be- 
ratungen der Kammer. 
31. März. (Kammer.) Der außerordentliche Nachtragskredit 
von 217682716 Franken für die militärischen Operationen in Marokko 
wird mit 443 gegen 70 Stimmen angenommen. 
31. März. Der „Gaulois“ über die innere Krise Frankreichs. 
Das Blatt führt aus, daß die gegenwärtige Krise Frankreichs bei 
dessen Verbündeten und Freunden einen überaus beklagenswerten Eindruck 
hervorgerufen habe. Ein hervorragendes Mitglied der französischen Kolonie 
in Petersburg habe unter anderem erklärt: Wenn die russische Regierung 
sich kürzlich beeilt hat, den französischen Forderungen in der Putilow- 
angelegenheit zu willfahren, und wenn sie Deutschland gegenüber eine 
Sprache geführt hat, die man nicht mehr gewohnt war, so ist dies darauf 
zurückzuführen, daß man in dem Dreijahrsgesetz ein erfreuliches Anzeichen 
für die Wiedererstarkung des nationalen Geistes Frankreichs erblickte. Die 
Enttäuschung ist deshalb um so größer gewesen. Man spricht von neuem 
von dem Verfall Frankreichs, weil man leider im Auslande das Volk von 
der Regierung und dem Parlament nicht zu trennen vermag. Die Freunde 
Deutschlands haben denn auch leichtes Spiel. Ein Mitglied der französischen 
Handelskammer in London habe erklärt: Trotz der Homerulekrise verfolgen 
die Engländer mit der größten Aufmerksamkeit die französischen Vorkomm- 
nisse, welche die unionistischen Kreise mit aufrichtiger Betrübnis erfüllt 
haben. Die „Kleinengländer“, welche durchweg für eine deutsch-englische 
Annäherung eintreten, äußern die Ansicht, daß Frankreich auf Gnade und 
Ungnade einer politischen Koterie preisgegeben sei und dem Abgrunde 
entgegensteuere. 
1. April. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht einen Erlaß über die 
für den 26. April anberaumten allgemeinen Kammerwahlen und 
den für den 10. Mai festgesetzten zweiten Wahlgang.
	        
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