Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Greßbritaunien. (Januar 10. - 17.) 517 
noch würde nach Lloyd Georges Ueberzeugung ein kühner und unabhängiger 
Schritt zur Einschränkung des Wachstums der Rüstungen eine verhängnis- 
volle Reaktion hervorgerufen haben — der jetzige Augenblick aber sei der 
rechte und er müsse im höchsten Interesse der Kultur ergriffen werden. 
Der Schatzkanzler erklärt, England könne die Ueberlegenheit, die es besitze, 
ruhig erhalten, ohne fieberhafte Anstrengungen zu weiteren Steigerungen 
zu machen. 
Die Pariser Blätter geben ihrem Mißmut über diese Erklärungen 
lebhaften Ausdruck. 
10. Januar. Wegen Lloyd Georges Abrüstungsvorschlag kommt 
es zwischen ihm und dem Marineminister Churchill zu ernsten Un- 
stimmigkciten. 
Im Interesse der Landesverteidigung glaubt Churchill bei der gegen- 
wärtigen Lage einer Einschränkung der Rüstungen nicht zustimmen zu können. 
14. Januar. (London.) Die Botschafter der Dreibundmächte 
überreichen im Auswärtigen Amt identische Antwortnoten auf den 
britischen Vorschlag betr. die Aegäischen Inseln. (Siehe Jahrg. 1913, 
S. 523.) 
Die Antworten nehmen in allgemeinen Ausdrücken mehr oder weniger 
alle britischen Vorschläge einschließlich der in Greys Note enthaltenen Vor- 
behalte für die Wahrung der Freiheit der Minoritäten, sowohl der griechischen, 
wie der muselmanischen, an. Doch wird diese Zustimmung nur unter zwei 
Bedingungen gegeben: 1. die Räumung Albaniens durch die Griechen bis 
zum 18. Januar, 2. die Uebernahme der Verpflichtung seitens Griechen- 
lands, die Aufrechterhaltung der Ordnung in Albanien zu erleichtern. Was 
die von Italien besetzten Inseln angeht, so wird dies als eine besondere 
Frage angesehen; doch wiederholt Italien seine Erklärung, daß sie der 
Türkei zurückgegeben werden sollen, sobald alle Verpflichtungen des Friedens 
von Lausanne ausgeführt sein werden. 
16. Januar. (Bradford.) Der deutsche Botschafter Fürst 
Lichnowsky über die deutsch-englischen Beziehungen. 
Auf einem Bankett der Handelskammer erwidert der Fürst auf die 
Ansprache des Präsidenten, je mehr er die englische Handelswelt kennen 
lerne, desto mehr werde er überzeugt, daß es keine wärmeren Anhänger 
guter und freundschaftlicher Beziehungen zu allen Nachbarländern gäbe als 
sie. Der enorme Wert des englisch-deutschen Handels bilde ein wertvolles 
Bindeglied zwischen beiden Ländern, und die fortschreitende Entwicklung 
beider Nationen mache die Fortdauer ungestörter freundlicher Beziehungen 
notwendig. Das Wachstum der deutschen Industrie und des Handels sei 
kein Hindernis für freundliche Beziehungen zwischen beiden Ländern, und 
die deutsche Industrie habe keine solche Konkurrenz und Eifersucht erregt, 
daß die Beziehungen unter der Handelsrivalität leiden müßten. Zum 
Schluß spricht der Botschafter die Hoffnung aus, daß die nahe Zutunft 
einen Telephondienst zwischen England und Deutschland sehen würde. 
16. Januar. (Plymouth.) Untergang des englischen Untersee- 
bootes A7. 
17. Januar. Protest der Unabhängigen Arbeiterpartei gegen 
das Verhalten der südafrikanischen Regierung. (Siehe Afrika.)
	        
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