Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

690 SErankrei. (September 4. -9.) 
4. September. (Paris.) Die Pariser Sozialisten richten 
folgendes Manifest an die Bürgerschaft: 
Pariser! Paris steht zurzeit Angesicht zu Angesicht dem Feind gegen- 
über. Paris wird aber deshalb nicht wentger stolz auf seine Vergangen- 
heit sein und wird seine Pflicht nicht weniger tun, es vertraut auf seine 
Söhne, die es beschützen werden, und es hat die volle Ruhe, den Mut und 
die Ausdauer, deren es bedarf. Die sozialdemokratische Partei, die zur 
Organisation bereits alles, was ihr zur Verfügung steht, geopfert hat, 
steht gegenwärtig ganz auf Seite der Regierung der Republik. Die sozialistische 
Föderation der Seine wird fortfahren, ihre Aufgabe zu erfüllen, und ersucht 
alle ihre Anhänger, die ganze sozialistische Arbeiterbevölkerung, ihre Pflichten. 
gegen das Vaterland mit ganzer Kraft zu erfüllen. 
6. September. Rekrutierungsgesetz. 
Ein amtlicher Erlaß bestimmt, daß die Jahresklasse 1914 ausgebildet 
und nach Verlauf von einigen Monaten mobilisiert und sofort durch die 
Jahresklasse 1915 ersetzt werden soll, die ihrerseits in der Weise ausgebildet 
werden soll, daß sie, sobald es irgend möglich ist, ohne Verzug ins Feld 
rücken kann. 
6. September. (Bordeaux.) Der neue spanische Botschafter, 
General Espinosa de los Monteros, Marquis de Valtierra, über- 
reicht dem Präsidenten sein Beglaubigungsschreiben. 
7. September. Nach einer Pariser Meldung hat sich die 
sozialistische Partei in zwei Lager gespalten. 
Die Syndikatsführer wollen von einer Massenerhebung zur Abwehr 
des Feindes nichts wissen, während die Anhänger des Sozialistenführers. 
Guesde den Kampf bis zum letzten Blutstropfen verkünden. 
8. September. (Kammer.) Schluß der Tagung. 
Vivani weist in einem Brief an den Präsidenten der Kammer darauf 
hin, daß zahlreiche Abgeordnete im Felde stehen und daß die Nöte, die 
Frankreich drücken und die sich täglich häuften, der Kammer die Möglich- 
keit des Zusammentritts nähmen. Ferner sei Frankreich durch höhere Gewalt 
und die Ereignisse gezwungen gewesen, den Sitz der Regierung zu verlegen, 
um den Widerstand des Landes zu verstärken und auszudehnen. 
8. September. Generalissimus Joffre hat an die Truppen 
folgenden Tagesbefehl erlassen: 
Es ist jetzt nicht mehr der Augenblick, rückwärts zu schauen, sondern 
anzugreifen, den Feind zurückzudrängen und das gewonnene Gelände, koste 
es, was es wolle, zu behaupten. 
9. September. Telegrammwechsel zwischen General Joffre und 
Lord Kitchener. 
Joffre dankt Lord Kitchener herzlich für die dauernde Unterstützung, 
welche die britischen Truppen der französischen Armee während des ganzen 
Verlaufs der Operationen gewährt hätten. Diese Unterstützung sei in diesem 
Augenblick von höchstem Wert, und sie komme aufs kräftigste in dem Kampf 
zum Auz#druck, der jetzt gegen den deutschen rechten Flügel im Gange sei. 
Lord Kitchener sagt in seiner Antwort, die britische Armee freue sich, mit 
der französischen zusammenwirken zu können, und England sei stolz auf
	        
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