520 Erobritumien. (Februar 11. 12.)
Roch (Lib.) beantragt die Annahme der Adresse. Er begrüßt die
Fortdauer guter Beziehungen mit dem Auslande, die vor ein paar Tagen
einen Widerhall im deutschen Reichstage gefunden hätte, und bewillkommnet
die Reise des Königs nach Frankreich. Die Adreßdebatte eröffnet Walter
Long (Unionist). Er erklärt, die Homerulebill könnte nicht ohne Blut-
vergießen oder ernste Unruhen Gesetz werden. Premierminister Asquith
versichert, die Regierung werde Vorschläge machen, die sowohl die Inter-
essen als auch die Empfindlichkeiten aller Beteiligten berücksichtigen würden.
Austen Chamberlain betont die Gefahr einer Verzögerung, die Ereig-
nisse trieben einer Katastrophe zu. Angesichts der gespannten Lage in
Ulster fragt er die Regierung, ob sie darauf vorbereitet sei, diese Provinz
von den Bestimmungen der Bill auszuschließen und ihr dieselben Rechte
und Vorrechte zuzugestehen, die die andern Teile Großbritanniens besäßen:
könne diese Frage bejaht werden, so sei die Gefahr eines Bürgerkricges
abgewendet; müsse sie verneint werden, so sei der Bürgerkrieg gewiß.
11. Februar. Beginn von Winterübungen der englischen Flotte
mit Benützung französischer Häfen.
Vom 11. bis 17. Februar hält sich das erste Linienschiffgeschwader
in Brest auf, ebenso ein Kreuzergeschwader vom 21. bis 27. Februar. Vom
17. bis 23. März besucht ein weiteres Geschwader Cherbourg. Eine Draht-
nachricht des französischen Marineministers an den Brester Marinepräfekten
macht diesen darauf aufmerksam, daß der bevorstehende englische Flotten-
besuch nicht als ein Höflichkeitsbesuch zu betrachten sei. Man habe den
Besuch vielmehr unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, daß irgendein be-
sonderer Vorfall die englischen Geschwader gezwungen habe, Brest und
Cherbourg anzulaufen. Infolgedessen sollten, abgesehen von den vorge-
schriebenen Besuchen zwischen den Spitzen der Behörden, alle Festlichkeiten
und Veranstaltungen unterbleiben; es dürfe überhaupt nichts geschehen,
was den Dienstbetrieb der englischen Geschwader irgendwie stören könne.
Welcher Art diese Uebungen sind, wird nicht genau bekannt; allem Anschein
nach handelt es sich um die Vorbereitung einer großzügigen Sperrung des
Kanales.
11. Februar. Personalveränderungen im Kabinett.
Handelsminister wird der bisherige Minister der Lokalverwaltung
(Inneres) John Burns. An seine Stelle tritt Hubert Samuel, bisher
Generalpostmeister, und Generalpostmeister wird der bisherige Kanzler des
erzogtums Lancaster, Hobhouse. Als dessen Nachfolger tritt neu ins
Kabinett der Finanzsekretär Masterman. Ferner wird amtlich bekannt ge-
geben, daß der bisherige Handelsminister Buxton als Generalgouverneur
nach Südafrika geht, wo der bisherige Generalgouverneur Gladstone aus
Gesundheitsrücksichten im Juni zurücktritt.
12. Februar. (Unterhaus.) Der Zusatzantrag der Arbeiter-
partei zum Adreßentwurf, wonach dem Generalgouverneur der
Südafrikanischen Union Anweisung gegeben werden solle, seine Ge-
nehmigung zu der Indemnitätsvorlage des südafrikanischen Parla-
mentes betr. das Vorgehen der Bundesregierung bei den Arbeiter-
unruhen zurückzuhalten, bis eine gerichtliche Untersuchung über alle
in Betracht kommenden Umstände, besonders auch über die Deportation,
stattgefunden habe, wird mit 214 gegen 50 Stimmen abgelehnt.