Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Grofbritemien. (Februar 12.—27.) 521 
In Erwiderung auf eine Anfrage, ob sich die Regierung an der 
Weltausstellung in San Franzisko beteiligen werde, erklärt Premierminister 
Asquith, die Regierung habe die Angelegenheit aufs neue beraten, sie 
könne aber ihren früheren ablehnenden Beschluß nicht ändern. 
12. Februar. (Oberhaus.) Adreßdebatte. Die Homerulefrage. 
Lord Roberts erklärt es u. a. für undenkbar, daß die britische 
Armee zum Kampfe gegen die Freiwilligen von Ulster aufgerufen werden 
könnte; eine solche Aktion würde den Ruin der britischen Armee bedeuten. 
Ein Antrag Midleton, die Homerulefrage durch allgemeine Wahlen dem 
Lande zu unterbreiten, wird mit 243 gegen 55 Stimmen angenommen. 
Dieser Beschluß des Oberhauses hat keine politischen Folgen. 
17. Februar. (Unterhaus.) Anfrage wegen der Einschränkung 
im Schiffsbau. 
Fred Hall richtet an den ersten Lord der Admiralität Winston 
Churchill folgende Anfragen: Erstens, ob die Erklärung des Staatssekretärs 
des Reichsmarineamts in der Budgetkommission des Deutschen Reichstags vom 
4. Februar des Inhalts, daß von Großbritanien hinsichtlich der Einschräu- 
kung im Schiffsbau noch keine positiven Vorschläge an Deutschland gemacht 
worden seien, daß aber solche Vorschläge, wenn sie gemacht würden, wohl- 
wollend geprüft werden würden, die Aufmerksamkeit Churchills gesunden 
hätte; zweitens, ob Churchill erklären wolle, welcher Art die Deutschland 
gemachten Vorschläge wären, in welcher Form und wann sie erfolgt wären. 
Churchill antwortet schriftlich, daß dieser Gegenstand nicht geeignet 
für eine Diskussion in Form von Frage und Antwort sei. Soweit es das 
öffentliche Interesse erlaube, werde er selbst oder Sir Edward Grey die 
entsprechenden Mitteilungen bei der Beratung des Marinebudgets machen. 
24. Februar. (Gravesend.) Landung der deportierten süd- 
afrikanischen Arbeiterführer. 
Sie erlassen einen Aufruf an das britische Volk mit der Forderung, 
daß jeder Brite in Südafrika das Recht auf einen Prozeß vor den süd- 
afrikanischen Gerichten haben soll, und protestieren heftig dagegen, daß sich die 
südafrikanische Regierung gerichtliche Befugnisse anmaße und in Südafrika 
bewaffnete Burenaufgebote verwende, um britische Arbeiter zu terrorisieren. 
25. Februar. (Unterhaus.) Ergänzungsetat für das Heer. 
Flugwesen. 
Kriegsminister Seely erklärt, daß seit letztem Juli 52 Aeroplane 
außer Dienst gestellt worden seien. Dafür seien hundert neue Aeroplane 
eingestellt worden, so daß das Heer und die Fliegerabteilung gegenwärtig 
im ganzen 161 Veroplane besäßen. Es sei beabsichtigt, insgesamt 250 Aero- 
plane einzustellen, und zwar 50 für die Fliegerschule und 200 für das 
Heer. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der englischen Aeroplane sei 
ungefähr 65 Meilen in der Stunde, was weit mehr sei als die in irgend- 
einem anderen Lande erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit. 
27. Februar. (London.) Premierminister Asquith empfängt 
eine von Feldmarschall Lord Roberts geführte Abordnung, die sich 
für Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ausspricht. 
Asgquith erklärt, diese Angelegenheit sei seit Jahren Gegenstand ernster 
und angelegentlicher Erwägung für die heutige Regierung wie für ihre 
Vorgängerinnen gewesen.
	        
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