Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

I##lien. (November 15.—29.) 729 
Dazu kommen noch die weiteren 350 Millionen Lire, die unter 
General Grandi seinerzeit bewilligt wurden und auch von dem neuen 
Kriegsminister Zupelli angesprochen werden. 
15. November. In zahlreichen Städten finden Kundgebungen 
für und gegen den Krieg statt. 
Mitte November. Eine Regierungsverfügung verbietet die 
Inhaberpolice für den Getreidetranfit, um die Durchfuhr von Ge- 
treide durch die Schweiz nach Deutschland zu verhindern. 
16. November. (Mailand.) Das Sozialistenblatt „Popolo 
d'Italia“ beginnt zu erscheinen. 
Sein Leiter ist der frühere Herausgeber des „Avanti“", Prof. Musso- 
lini (s. 20. Oktober). Das mit französischem Kapital gegründete Blatt 
setzt sich zum Ziel, die Teilnahme Italiens am Kriege an der Seite Frank- 
reichs zu erzwingen. 
17. November. Die Regierung hat beschlossen, eine Steuer 
auf die Eintrittskarten von Kinematographentheatern zu legen. 
Es ist beabsichtigt, auf diese Weise 30 Millionen Lire aufzubringen, 
die zu militärischen Zwecken verwandt werden sollen. 
18. November. Der Zentralvorstand des in ganz Italien 
verbreiteten Landarbeiterverbandes beschließt, der Propaganda für 
eine Beteiligung am Kriege eine kräftige Aktion zugunsten der 
völligen Neutralität Italiens entgegenzusetzen. 
19. November. Ein königliches Dekret erklärt Genua und 
Ancona für offene Städte. 
22. November. (Ministerrat.) Bewilligung eines Kredites 
von 200 Millionen Lire zur Beschleunigung des Ausbaus der 
Marine. 
28. November. (Rom.) Der frühere Minister des Äußern, 
Marchese Visconti Venosta, f, 85 Jahre alt. 
Er gehörte zu den Politikern, die an der Einigung Italiens von 
Beginn an tätigen Anteil genommen haben. Die auswärtigen Angelegen- 
heiten Italiens leitete er fünfmal. Nach der Besetzung Roms hatte er die 
Aufgabe, die Stellung des Papstes innerhalb des Königreichs gesetzlich zu 
regeln, was im Garantiegesetz geschah. Auf der Algeciraskonferenz war er 
Vertreter seines Landes. 
29. November. Die Leitung der republikanischen Partei Italiens 
beschließt, in der oppositionellen Haltung gegenüber der Regierung 
fortzufahren und keine Kredite für Heer und Marine zu bewilligen, 
solange nicht klar bestimmt sei, daß diese für ein Eingreifen Italiens 
gegen Osterreich-Ungarn bestimmt seien. 
29. November (Mailand.) Bildung einer Gesellschaft, die 
sich die Wahrung der Neutralität Italiens und die Weiterentwick-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.