Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

768 FSelzien. (Dezember 23.) furemburg. (April 24.—August 2.) 
raten die Requisitionen bar bezahlt werden und daß die Rohstoffe, welche 
die Reichsregierung in Antwerpen, Gent und andern Plätzen gekauft hat, 
so bald als möglich bezahlt werden sollen. Diese Bezahlung wird nach 
Durchführung des Transports der Güter nach Deutschland und nach 
Schätzung des Preises erfolgen, und zwar ohne daß eine Geldübertragung 
von Deutschland nach Belgien während des Krieges zu geschehen hat. 
23. Dezember. Der Generalgouverneur entzieht der Belgischen 
Nationalbank, die mit ihrem gesamten Metallbestand, der Noten- 
fabrik und allen bei ihr deponierten Werten nach London über- 
gesiedelt ist und ihre Herausgabe verweigert, das Recht zur Noten- 
ausgabe und verleiht das Notenprivileg der Sociéte Générale de 
Belgique, zunächst für die Dauer eines Jahres. 
Die Noten erhalten Zwangskurs. Zum Regierungskommissar bei 
dem Notendepartement wird F. Somary ernannt. 
— — . 
XI 
Luemburg. 
24. April. Bischof Koppes von Luxemburg wird wegen seiner 
Rede auf dem Katholikentage in Metz 1913 zu 200 Franken Geld- 
buße und zu 200 Franken Schadensersatz an jeden der 21 als Kläger 
aufgetretenen Abgeordneten der Linken verurteilt. 
Das Urteil wird in der Berufungsinstanz vom 22. Dezember bestätigt. 
27.—29. April. Besuch des belgischen Königspaares. 
9. und 16. Juni. In sechs von 13 Wahlkantonen finden Wahlen 
zur Erneuerung der Hälfte (31) der Abgeordnetenkammer statt. 
Gewählt werden 10 Klerikale, 21 Liberale. Der Besitzstand der Parteien 
bleibt unverändert. Doch sind die Stimmen der Rechten stark zurückgegangen. 
2. August. Luxemburg wird von Truppenteilen des VIII. preußi- 
schen Armeekorps besetzt. 
Die luxemburgische Regierung erläßt folgende Proklamation: 
Schon gestern abend war der Bahnhof Uflingen von preußischem Militär 
vorübergehend besetzt und ein Teil des Bahngleises auf diesseitigem Gebiet 
aufgerissen. Es wurde sogleich telegraphisch Protest beim Staatssekretär des 
Auswärtigen in Berlin eingelegt. Heute morgen hat die großherzogliche 
Regierung erfahren, auch deutsche Offiziere und Soldaten seien auf Auto- 
mobilen und Fahrrädern ins Land gedrungen. 
Die Großherzogin richtet folgendes Telegramm an den Deutschen 
Kaiser: Das Großherzogtum wird in diesem Augenblick von deutschen 
Truppen besetzt. Meine Regierung hat sogleich an zuständiger Stelle Protest 
eingelegt und Erklärung der Gründe des Vorfalls gefordert. Ich bitte Eure 
Majestät, diese Erklärung zu beschleunigen und in jedem Falle die Rechte 
des Großherzogtums zu wahren. Maria Adelheid. 
Der deutsche Gesandte in Luxemburg, v. Buch, erhält folgendes 
Telegramm des Reichskanzlers, das er sofort der luxemburgischen Regie-
	        
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