Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Norwezen. (November 4.—Dezember 31.) 797 
4. November. Gegen die Sperre der Nordsee durch England. 
„Morgenbladet“ schreibt: Heute ist die Meldung eingetroffen, 
England habe die Nordsee von Island bis Schottland gesperrt. Es ist 
dies ein unerhörter Uebergriff gegen das internationale Recht, und die 
Rücksichtslosigkeit gegenüber den neutralen Mächten ist auffallend und in 
die Augen springend. Der Schaden scheint im sonderbarsten Mißverhältnis 
zu den Vorteilen zu stehen, die England dadurch erreicht. Wir erfahren, 
daß die englische Regierung den interessierten Ländern vorher nichts mit- 
geteilt und nicht untersucht hat, wie die Sperrung von der Regierung auf- 
gefaßt würde, deren vitalste Interessen sie berührt. Wir fragen, ob nicht 
bald der Zeitpunkt gekommen ist, wo ein gemeinsames Auftreten der neu- 
tralen Mächte angebracht wäre. Auf die Stimme der kleinen Länder hört 
niemand. Der Neutralitätsbegriff existiert nicht mehr, wenn jeder Ueber- 
griff der kriegführenden Großmächte schweigend geduldet wird. 
13. November. Protestnote gegen die Behinderung der See- 
fahrt. (Siehe S. 792.) 
19. November. Das Kriegsministerium erläßt verschärfte Be- 
stimmungen über den Zugang der nordischen Kriegshäfen Christian- 
sand, Bergen und Drontheim. 
5. Dezember. Es wird bekannt, daß die englische Regierung 
zwei von Norwegen bei der Firma Armstrong bestellte Panzerschiffe 
beschlagnahmt hat. 
18.—19. Dezember. Malmöber Zusammenkunft. (Siehe S. 793.) 
„Sjöfartstidning“ schreibt aus diesem Anlaß: Die Zusammen- 
kunft in Malms ist ebensowenig wie die frühern gemeinsamen Erklärungen 
gegen eine einzelne Macht oder Mächtegruppe gerichtet, sie dient aus- 
schließlich der Fürsorge des Friedens und der Wohlfahrt der drei Länder 
sowie dem Schutz ihrer großen gemeinsamen Interessen als Handels-, In- 
dustrie= und Schiffahrtsnationen, um ihre Schiffahrt, Ausfuhr und Einfuhr 
während des Krieges fortsetzen zu können. Niemals ist ein Zusammen- 
wirken mit solchen Aussichten für ein gutes Gelingen eingeleitet worden. 
wie diesmal, da es durch die wirklichen, materiellen, politischen und kultu- 
rellen Interessen der Völker bedingt ist. 
W. Dezember. Auf die innere Staatsanleihe von 20 Millionen 
Kronen find 45290 800 Kronen gezeichnet worden, davon in Chri- 
stiania allein 24451900 Kronen. « 
31. Dezember. (Kronrat.) In einer unter dem Vorsitz des 
Königs abgehaltenen Sitzung wird ein Verfassungsänderungsentwurf 
ausgearbeitet, der den Frauen die Möglichkeit gibt, in den Kronrat, 
mit den gleichen Rechten wie die männlichen Mitglieder, aufge- 
nommen zu werden.
	        
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