528 Großbrilannien. (März 19.—23.)
legenheit über alle andern Mächte zusammen hinauswollen, dann ist Ihre
auswärtige Politik verhältnismäßig einfach. Wenn Sie aber nicht darauf
hinauswollen, dann muß Ihre Regierung die Politik so einrichten,
daß England in keinem Augenblick eine Kombination gegen sich hat,
der seine Flotte nicht gewachsen ist. Ich meine, daß wir uns weder
in diplomatische Verwicklungen einlassen, noch unsere Stellung durchaus
von starken und festen Bündnissen abhängig machen sollen, die uns starke
und feste Verpflichtungen auferlegen und uns unsere Stärke in solchem
Maße nehmen, daß wir in Dingen, die für uns Lebensfragen sind, von
der Unterstützung anderer Mächte abhängen. Das Haus muß von der
Regierung erwarten, daß sie die Beziehungen zu den andern europäischen
Mächten bewahrt und England nicht in die Lage kommen läßt, einer
neshin gegenüberzutreten, die über eine stärkere Flottenmacht
verfügt.
19. März. (Unterhaus.) Homerulevorlage.
Das von Bonar Law beantragte Mißtrauensvotum gegen die Regie-
rung, in dem erklärt werden sollte, das Haus bedaure die Weigerung der
Regierung, annehmbare Vorschläge zu einem Zusatzantrag zur Homerule-
vorlage zu machen, wird mit 345 gegen 252 Stimmen abgelehnt.
20. März. (Belfast.) Ankunft Sir Edward Carsons. Mili-
tärische Maßnahmen der Regierung infolge der Zuspitzung der
Ulsterkrise.
General Gough, der Kommandant der 3. Kavalleriebrigade in Curragh,
und zahlreiche Offiziere reichen ihr Abschiedsgesuch ein, um nicht gegen
Ulster kämpfen zu müssen.
21. März. (Ruddersfield.) Schatzkanzler Lloyd George über
die Lage in Ulster.
Er erklärt, die irische Frage sei eines der ernstesten Probleme, das
seit den Tagen der Stuarts aufgetaucht sei. Die Repräsentativverfassung
stehe auf dem Spiele; falls die Liberalen jetzt zurückwichen, würden sie nicht
mehr geeignet sein, ein großes Reich zu regieren. Er bezweifle, daß die Mehr-
heit der Unionisten eine Verständigung in der irischen Frage wünsche.
23. März. (Unterhaus.) Besprechungen über die Lage in
Irland.
Kriegsminister Seely gibt eine Erklärung über die Ereignisse in
Irland, soweit sie die Armee betreffen. Soweit aus der Untersuchung des
Armeerats hervorgehe, sei es klar, daß die Weigerung der Offiziere darauf
zurückzuführen sei, daß eine an die Offiziere gestellte Frage mißverstanden
wurde. Zetzt seien sie angewiesen, sich zu ihren Truppenkörpern zurück-
zubegeben. Hinsichtlich der Truppenbewegungen erklärt der Kriegsminister,
der Zweck der Bewegungen sei, Waffen, Vorräte und Muniton der Regierung
zu schützen. Bonar Law erwidert, die Lage sei weit ernster, als Kriegs-
minister Seely angedeutet habe. Premierminister Asquith wiederholt,
die ergriffenen Maßnahmen seien reine Schutzmaßnahmen gewesen. Es sei
Tatsache, daß einige Offiziere die von General Paget (Oberbefehlshaber
der Truppen in Irland) an sie gerichteten Bemerkungen und Fragen in
weiterem Sinne ausgelegt hätten, doch sei der Armeerat überzeugt worden,
daß ein Mißverständnis vorgelegen habe. Unter diesen Offizieren habe sich
auch General Gough befunden, aber er und sämtliche Offiziere seien be-
dingungslos auf ihre Posten zurückgekehrt.