Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Großbritunnien. (März 24.—27.) 529 
24. März. Kriegsminister Seely reicht sein Abschiedsgesuch ein, 
das jedoch abgelehnt wird. 
25. März. (Unterhaus.) Der Kriegsminister gibt Auf- 
klärung über die Vorgänge, die sein Rücktrittsgesuch veranlaßten. 
Er berichtet über die Unterredungen mit General Gough. Dieser 
habe erklärt, die Offiziere hätten geglaubt, sie würden dazu benutzt, Ulster zu 
zwingen. Er (Seely) habe General Gough erwidert, die Regierung müsse auf 
dem Recht bestehen, den Offizieren Befehle zu geben, die Zivilgewalt bei Aus- 
übung ihrer Pflicht zu unterstützen. Sie habe jedoch nicht die Absicht, das 
Recht, die Zivilgewalt zu schützen, wenn sie angegriffen würde, dazu auszu- 
nutzen, die politische Opposition zu brechen. Er habe diese Erklärung in zwei 
Paragraphen dem bereits von dem Kabinett gebilligten Dokument ange- 
fügt, und da sie den Anschein erweckten, als ob die Offiziere ihre Be- 
dingungen durchgesetzt hätten, nehme er den Tadel, daß er unachtsam ge- 
wesen sei, ganz auf sich. Er habe daher Asquith gebeten, seinen Rücktritt 
anzunehmen. Premierminister Asquith führt aus: Das Kabinett habe in 
seiner Sitzung vom 23. vom Kriegsamt den Entwurf eines Briefes an 
General Gough erhalten und über diesen Brief beraten. Der Brief ver- 
mied es sorgfältig, irgendwelche Zusicherungen zu geben, tat jedoch dar, 
welches die Pflichten der Offiziere seien. Wenn er (Asquith) im Hause er- 
klärt habe, daß die Offiziere bedingungslos zurückgekehrt seien, so sei er 
von dem Zusatz, den Seely gemacht habe, nicht unterrichtet gewesen. Er 
sei der festen Ueberzeugung, daß es nicht recht sei, wenn die Regierung 
im voraus einen Offizier frage, was er bei Ereignissen, die noch nicht ein- 
getreten wären, tun oder nicht tun würde. Noch weniger wäre es für 
cinen Offizier richtig, so etwas die Regierung zu fragen, oder für die 
Regierung, einem Offizier irgendwelche Zusicherungen zu geben. 
26. März. Der Höchstkommandierende der Armee Feldmarschall 
French und Generalleutnant Ewart reichen ihr Abschiedsgesuch ein. 
27. März. (Unterhaus.) Premierminister Asquith gibt einen 
neuen Armeebefehl, betr. die militärische Disziplin, bekannt. 
Asquith erklärt, daß Feldmarschall French und Generallentnant 
Ewart nicht um ihre Entlassung gebeten hätten, weil zwischen ihnen und 
der Regierung eine Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Bedingungen 
bestanden hätte, unter denen die Armee dient oder unter denen sie zur 
Unterstützung der Zivilgewalt verwandt werden sollte. Die beiden Offiziere 
hätten vielmehr geglaubt, um ihre Entlassung bitten zu müssen, da sie die 
dem General Gough übermittelte Erklärung unterzeichnet hatten. Die 
Regierung habe ihnen den Wunsch ausgedrückt, sie möchten, da keine 
Meinungsverschiedenheit über prinzipielle Fragen vorhanden sei, nicht auf 
ihrem Entlassungsgesuch bestehen, das die Regierung als einen ernsten 
Nachteil für die Armee und den Staat ansehen würde. Sie erwarte noch 
ihre endgültige Antwort. Es sei klar, daß tatsächlich nur Mißverständnisse 
vorgelegen hätten. Um eine Wiederholung zu vermeiden, habe der Heeres- 
rat, in dessen heutiger Sitzung Feldmarschall Freuch und Generallentnant 
Ewart zugegen gewesen seien, einstimmig einen neuen Armeebefehl erlassen, 
der erstens festsetzte, daß in Zukunft kein Offizier oder Soldat von seinen 
vorgesetzten Offizieren befragt werden solle, welche Haltung er einnehmen 
werde, falls er aufgefordert werden sollte, einem Befehle zu gehorchen, der 
von zukünftigen oder hypothetischen Möglichkeiten abhängig ist; zweitens, 
Europäischer Geschichtskalender. LV. 34
	        
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