Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Greßbritannien. (Juni 16. -23.) 539 
England sich dies zu Herzen nehmen, die es für ihre Pflicht halten, darauf 
hinzudeuten, daß es eine Tripelentente gäbe, die in ihrem Charakter mit 
dem Dreibund identisch wäre, und die gemäß dieser Fiktion alles tun müssen, 
um den Revanchegeist in Frankreich zu fördern und hier Haß und Furcht 
gegen Deutschland zu säen. 
15. Juni. (Unterhaus.) Die Vorlage betr. die Abschaffung 
der Pluralwahlstimmen wird zum zweiten Male in dritter Lesung 
mit 320 gegen 242 Stimmen angenommen. 
15. Juni. Unterzeichnung des vorläufigen deutsch-englischen 
Bagdadbahnabkommens durch Botschafter Fürst Lichnowsky und 
Staatssekretär Grey. 
Es wird definitiv, sobald die zwischen Deutschland und der Pforte 
schwebenden Schlußverhandlungen erledigt sind. England erklärt sich mit 
dem Bau der Schlußstrecke der Bagdadbahn durch die deutsche Gesellschaft 
unter der Bedingung einverstanden, daß England durch zwei Verwaltungs- 
ratsmitglieder ein Einfluß auf die Tariffestsetzung gewährt wird. Die deutsche 
Gesellschaft übernimmt ihrerseits die Verpflichtung, daß Bassorah als End- 
punkt zu gelten hat. 
16. Juni. (Unterhaus.) England und das französische 
Dreijahrgesetz. 
Der Liberale Wedgewood fragt, ob die Regierung jemals, offiziell 
oder inoffiziell, mündlich oder schriftlich, der französischen Regierung bezw. 
dem französischen Kabinett, einem Minister oder sonst einem französischen 
Regierungsbeamten gegenüber zu verstehen gegeben habe, daß sie an dem 
Gesetz über die dreijährige Dienstzeit interessiert oder über dessen Annahme 
erfreut gewesen sei, oder daß sie besorgt sein würde, wenn das Gesetz auf- 
gehoben würde. Sir Edward Grey antwortet: Die Anfrage ist in so weiten 
Ausdrücken gehalten, daß ich sie nur verneinen kann. Soweit ich unter- 
richtet bin, ist es ganz und gar nicht unsere Sache, Frankreich irgendeine 
Ansicht über das Dreijahrgesetz anzubieten oder auszudrücken. 
17. Juni. (Unterhaus.) Der Regierungsantrag, zur Be- 
teiligung der Marineverwaltung an der englisch-persischen Olgesell- 
schaft 2,2 Millionen Pfund Sterling zu bewilligen, wird mit 254 
gegen 18 Stimmen angenommen. 
Marineminister Churchill erklärt, die Ausgabe sei notwendig, da- 
mit die Regierung durch den Mitbesitz von Oelgebieten in die Lage ver- 
setzt werde, im Frieden starke Vorräte an Oel für die Flotte im Land 
anzusammeln, ohne von den Oeltrusts abhängig zu sein. Staatssekretär 
Grey widerspricht der Befürchtung, die Beteiligung der Regierung an 
der Gesellschaft möchte Englands gute Beziehungen zu Rußland und der 
Türkei stören. 
B. Juni. (Oberhaus.) Die von Lord Crewe eingebrachte 
Zusatzvorlage zum Homerulegesetz wird in erster Lesung angenommen. 
Lord Crewe führt u. a. aus: Das Bestehen von Befürchtungen in- 
folge des religiösen Gegensatzes in Ulster ließ es geboten erscheinen, irgend- 
eine Form der Ausschließung der von diesem Gegensatz Betroffenen von 
den Wirkungen des Homerulegesetzes vorzuschlagen. Es würde jedoch eine 
Ungerechtigkeit darin liegen, daß man die ganze Provinz Ulster von Homerule
	        
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