Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Ruminien. (Februar 7.—März 9.) 911 
Empfang, den ich hier gefunden, und für die wohlwollenden Worte Eurer 
Majestät Ausdruck verleihe. Ich werde es mir zur Pflicht machen, meinem er- 
habenen Vater diese Zeichen der Sympathie zu verdolmetschen, die ein kostbares. 
Zeugnis für die zwischen der edlen rumänischen Nation und dem hellenischen 
Volke, sowie für die zwischen den beiden Dynastien bestehenden herzlichen Be- 
ziehungen ablegen. Die durch die Intervention Rumäniens und durch den 
Brkarester Friedensvertrag herbeigeführten Ergebnisse haben am besten die 
Gemeinsamkeit der Interessen unserer beiden Länder in die Erscheinung treten 
lassen und werden dazu beitragen, sie für die Zukunft noch zu verstärken. 
7.—11. Februar. (Bukarest.) Beratungen des serbischen 
Ministerpräsidenten Paschitsch und des griechischen Ministerpräsidenten 
Venizelos mit der rumänischen Regierung. 
Ueber die bei diesem Anlaß auftauchenden Gerüchte von dem Abschluß 
eines neuen Balkanbündnisses mit Einschluß Rumäniens schreibt der 
„Universul“ (am 13. Febr.): Für jeden, der mit Aufmerksamkeit die rumä- 
nische auswärtige Politik in der letzten Zeit verfolgt, ist es klar, daß von 
einem solchen Bündnis keine Rede sein kann. Die Politik der freien Hand 
hat Rumänien die größten Erfolge gebracht; sie kann ohne ernste zwingende 
Gründe nicht ausgegeben werden. Es ist aber natürlich, daß eine freund- 
schaftliche Verständigung über bestimmte gemeinsame Ziele, wie die Auf- 
rechterhaltung des Bukarester Friedens, besteht. Dies war Gegenstand der 
Besprechungen der Balkanstaatsmänner mit dem neuen rumänischen Mini- 
sterium. An ein Bündnis denkt Rumänien nicht, gewiß aber an eine Ver- 
ständigung und eine gemeinsame Verteidigung. Hierzu bedarf es keinerlei 
förmlicher Verträge und Abmachungen, denn diese ist in der unveränderten 
Gemeinsamkeit der Interessen gesichert. 
Ende Februar. Neuwahlen zur Kammer und zum Senat. 
Gewählt werden in die Kammer: 169 Liberale, 10 konservative 
Demokraten, 9 Konservative, 2 Nationalisten, 1 Unabhängiger; in den Senat: 
97 Liberale, 12 konservative Demokraten, 9 Konservative. 
6. März. (Parlament.) Eröffnung der Tagung. 
In der vom König verlesenen Thronrede heißt es: Die Ereignisse 
des letzten Jahres haben allgemein die Wichtigkeit unserer nationalen Stel- 
lung dargetan und noch mehr die Pflicht hervorgehoben, die unsere gesunde 
und ständige Entwicklung uns auferlegt. Die ständig sich entwickelnde Or- 
gauisation der Armee und die Konsolidierung der Staatsfinanzen durch 
Aufschwung der Arbeit und der Volkswirtschaft werden es gestatten, die 
Stellung, auf die wir stolz sind, nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern. 
zu verbessern. Ich bin glücklich, die ausgezeichneten Beziehungen des König- 
reiches zu allen Staaten neuerlich festzustellen. Rumänien würde nicht 
zögern, den Frieden, zu welchem es so mächtig beigetragen hat, aufrecht 
zu erhalten und zu sichern. Dank diesem Vertrauen ist es in der Lage, 
in diesem Teile Europas eine wohltätige Beruhigung auszuüben. Die 
Armee hat dank ihrer Eigenschaften und dank dem glänzenden Aufschwung. 
ihr Prestige erhöht und unsere volle Dankbarkeit erworben. Ihre Bedürf- 
nisse machen neue Vermehrungen notwendig, die Sie bewilligen werden, 
denn das Schicksal des Landes ist mit seiner Militärmacht innig verknüpft. 
9. März. (Kammer.) Der Gesetzentwurf betreffend Revision 
der Verfassung und Durchführung einer Agrarreform wird in erster 
Lesung angenommen.
	        
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