Rminien. (Juni 18.— August 3.) 915
den das mächtige russische Reich unseren Bemühungen für den Frieden
beimißt, sowie eine neue Seite der ruhmvollen Waffenbrüderschaft des
Jahres 1877 und der immer freundschaftlicheren Beziehungen, die zwischen.
beiden Ländern bestehen.
18. und 20. Juni. (Senat.) Heftige Angriffe der Konser-
vativen gegen die Regierung wegen ihrer Haltung bei den Wahlen.
4. Juli. Schluß der außerordentlichen Parlamentstagung.
6. Juli. Amtliche Außerung zur Ermordung des Erzherzogs
Franz Ferdinand.
Das „Amtsblatt“ veröffentlicht folgende Mitteilung: Der König
und die Königin erhielten mit tiefstem Schmerz die Nachricht von dem
entsetzlichen Unglück, das in so grausamer Art die Kaiserliche und König-
liche Familie durch den so unerwarteten Tod des Erzherzogs Franz Fer-
dinand und höchstdessen Gemahlin getroffen hat. Dieses traurige Ereignis
hat die Herzen des Königs und der Königin, die mit den illustren Ver-
storbenen nicht nur durch enge Familienbande, sondern auch durch Bande
aufrichtiger und erprobter Freundschaft verbunden waren, mit tiefstem
Schmerze erfüllt. Unmittelbar nach Erhalt dieser schmerzlichen Nachricht
haben der König und die Königin Seiner Majestät dem Kaiser und König
Franz Joseph telegraphisch ihre lebhafte Teilnahme an dieser schweren Heim-
suchung ausgedrückt. Seine Majestät Kaiser und König Franz Joseph dankte
den rumänischen Souveränen in den wärmsten Ausdrücken. Dazu bemerkt
„Univerful“: Dieser Kundgebung des Hofes ist besondere Bedeutung bei-
zumessen; denn es ist bekannt, daß bei ähnlichen Anlässen sonst nur die
Veröffentlichung der Hoftrauer erfolgte. Diesmal wollte aber der König
seinen Schmerz, den ihm der Tod des Erzherzogs Franz Ferdinand, des
erprobten aufrichtigen Freundes der rumänischen Nation, verursacht hat,
besonderen Ausdruck verleihen.
Ueber die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Rumänien
in der Zeit vom 22. Juli 1914 bis 27. August 1916 gibt das am 11. Ok-
tober 1916 veröffentlichte österreichische „Rotbuch“ Aufschluß. (Vgl. Jahr-
gang 1916.)
22. Juli. Abschluß eines Abkommens mit Bulgarien zur
Verhinderung von Grenzzwischenfällen. (Siehe S. 901.)
28. Juli. König Carol garantiert die Neutralität Rumäniens
im serbisch-österreichisch-ungarischen Kriege.
Der König erklärt ferner dem österreichischen Gesandten in Bukarest,
Grafen Czernin, daß Oesterreich im Falle eines Auftretens Rußlands auf
die militärische Unterstützung Rumäniens leider nicht rechnen könne. Er
fügt bei, daß keine Macht der Welt ihn jemals bewegen könne, die Waffen
gegen die Monarchie zu ergreifen.
3. August. Im „Universul“ wendet sich der Vizepräsident
der Kammer Stere gegen die österreichfeindlichen Kundgebungen.
Er sagt u. a.: Wenn Rußland mit Rumänien im Bunde siegen würde,
würde dieses ihm ausgeliefert sein. Europa werde keine Ursache haben, ihm
beizustehen, wenn Rußland aus Rumänien eine russische Provinz werde
machen wollen Wiederholt habe Rußland Rumänien aufteilen wollen, und
immer habe Oesterreich-Ungarn sich widersetzt, dasselbe Oesterreich-Ungarn,
gegen welches heute demonstriert werde. An der Seite Oesterreich-Ungarns
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