Rumãnien. (Oltober 8. - 10.) 917
Eine Regierungsmitteilung besagt: Der Meinungsaustausch zwischen
dem Ministerpräsidenten Bratianu, dem Führer der Konservativen Mar-
ghiloman und dem Führer der Demokraten Take Jonescu hatte das Er-
gebnis, daß die Einberufung des Kronrats nicht notwendig ist, da zu einer
Aenderung in der heutigen Politik Rumäniens kein Grund vorliegt.
8. Oktober. Die sozialdemokratische Parteileitung veröffentlicht
einen Aufruf gegen die russische Propaganda.
Darin heißt es: Wir sind verpflichtet, die Aufmerksamkeit auf die
Gefahr zu lenken, welche für unser ganzes Land in der russischen Pro-
paganda liegt. Die sogenannten unabhängigen Organe treiben eine scham-
lose Propaganda, um neben den Spionen des Zarismus eine russenfreund-
liche Stimmung zu erzeugen, unter dem Vorwand, daß sie für Frankreich
und für die französische Demokratie und Zivilisation seien. Wir haben
Grund zu behaupten, daß diese Propaganda, die unser Verhängnis sein.
kann, nicht ohne Interesse ist. Sie führt uns direkt zum Krieg. Wir lenken
die Aufmerksamkeit der arbeitenden Klassen des ganzen Volkes auf diese
unglückliche systematische Hetze. Ein Zusammengehen mit dem Zaren be-
deutet die Besiegung der Demokratie, Unterdrückung der Volksfreiheit und
die Reaktion. Wir müssen uns gegen diese Strömung, gegen den Rubel,
der rollt, wenden. Das rumänische Volk muß wissen: Die russische Gefahr
war und ist immer die größte.
10. Oktober. (Sinaia.) König Carol I. f. Sein Neffe be-
steigt als Ferdinand I. den Thron.
König Carol war am 20. April 1839 in Sigmaringen als Sohn
des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern geboren, wurde am 20. April
1866 durch Volksabstimmung zum Fürsten von Rumänien erwählt, ver-
mählte sich am 15. Dezember 1869 mit Elisabeth, Prinzessin von Neu-
wied, König seit 1881.
König Ferdinand, in Sigmaringen am 24. August 1865 geboren,
vermählte sich am 10. Januar 1893 mit Maria, Prinzessin von Sachsen-
Coburg und Gotha. Der Ehe sind entsprossen: Kronprinz Carol, geb. 1893,
Prinzessin Elisabeth, geb. 1894, Prinzessin Maria, geb. 1899, Prinz
Nikolaus, geb. 1903, Prinzessin Ilenana, geb. 1908, und Prinz Mircea,
geb. 1912, gest. 1916.
Die rumänischen Blätter widmen übereinstimmend dem König
sehr warme Nachrufe. Soschreibt das „Bukarester Tagblatt“: Der greise
Herrscher starb wie ein Held mitten im Kampfe für die Wohlfahrt des
Landes. Im Sturme der Leidenschaften, den der Weltkrieg auch in unserm
Lande entfesselte, stand der König aufrecht und unerschütterlich. Seine
Klugheit und Festigkeit, seine durchdringende Einsicht, seine überwältigende
persönliche Autorität waren Bürgschaft dafür, daß er das Land durch alle
Klippen und Gefahren in den sichern Hafen leiten werde. Der Schmerz
um ihn wird auch von der gesitteten Welt geteilt werden, die sich daran
gewöhnt hatte, in dem großen Herrscher den Ordner der Dinge auf dem
Balkan zu sehen. Von seiner Staatsklugheit war nicht nur die Verhütung
neuer Wirren, sondern waren auch unschätzbare Dienste bei der endgültigen
Regelung des Weltbrandes zu erhoffen. Wenn es ein Trost in dieser schweren
Stunde ist, so ist es die Gewißheit, daß der edle Prinz, der jetzt das Erbe
der Krone antritt, von gleichem Geiste beseelt ist wie sein Vorgänger.
Auch die deutschen, österreichischen und ungarischen Blätter
geben ihrer Trauer bewegten Ausdruck. Die Bedeutung des Verstorbenen
faßt treffend die Wiener „Reichspost“ in den Worten zusammen: Ein treuer