Lerbien. (August 6.—November 4.) 929
Kriegskredit von 90 Millionen Franken bewilligt, wovon 60 Millionen
unverzüglich verausgabt werden dürfen.
6. August. Der serbische Geschäftsträger in Berlin, Dr. Jo-
wanowitsch, überreicht Serbiens Kriegserklärung an Deutschland.
7. August. (Skupschtina.) Annahme des Konkordates mit
der Kurie.
9. August. (Nisch.) Der deutsche Gesandte, Freiherr von
Griefinger, reist ab, nachdem er den Schutz der deutschen Interessen
dem Vertreter der Vereinigten Staaten anvertraut hat.
17. September. Ministerpräfident Paschitsch beruft die Führer
aller parlamentarischen Parteien zu einer Konferenz.
Er weist auf die Notwendigkeit hin, daß in diesem Moment eine aus
allen Parteien gebildete Regierung an der Spitze des Landes stehe, und fordert
die Parteiführer auf, die bisher vergeblich angestrebte Bildung eines großen
Koalitionskabinetts zu ermöglichen. Die Konferenz verläuft ergebnislos, da
einzelne Führer erklärten, erst mit ihren Parteiausschüssen beraten zu müssen.
Auf keiner Seite besteht Neigung, dem Kabinett Paschitsch die Verantwortung
für die jetzige Lage Serbiens abzunehmen. Namentlich die Fortschrittspartei
sieht, daß ein vollständiger Zusammenbruch der österreichfeindlichen Politik
der Dynastie und Paschitschs hereingebrochen ist. Diese Ansicht wird auch
im Lager der Sozialdemokraten und von vielen Jungradikalen geteilt.
Anfang Oktober. General Stefanowitsch, der den mißlungenen
Einbruch in Syrmien leitete, wird zum Wojwoden ernannt. An
Stelle des dauernd kranken Generals Putnik übernimmt General-
stabsoberst Pawlositsch die Leitung des Generalstabs.
Anfang Oktober. Infolge der serbischen Gewaltherrschaft
brechen in Mazedonien schwere Unruhen unter der bulgarischen
(und mohammedanischen) Bevölkerung aus. Ein großer Teil flüchtet
auf bulgarisches Gebiet. Zwischen Aufständischen und serbischen
Truppen kommt es zu blutigen Kämpfen.
8. Oktober. Die Regierung siedelt von Nisch nach Üüsküb über.
20. Oktober. Die Regierung lehnt den Vorschlag der bul-
garischen Regierung, für den Bezirk Strumitza einen gemischten
serbisch-bulgarischen Untersuchungsausschuß einzusetzen, ab.
30. Oktober. (Skupschtina.) Die Skupschtina tritt wieder
zu einer außerordentlichen Tagung zusammen, um über dringende
Kredite und Vorlagen Beschluß zu fassen.
2. November. Die Regierung beruft ihren Vertreter in Kon-
stantinopel ab. 1
4. November. (Nisch.) Der türkische Gesandte reist ab, nach-
dem er den Schutz der türkischen Interessen dem Vertreter Italiens
übergeben hat.
Europäischer Geschichtskalender. LV. 59