1014 Asien. (Oltober 16.—20.)
habt, da die Eisenbahn den Deutschen gehörte, die sie für militärische Zwecke
benutzt hätten.
16. Oktober. (Japan.) Japan und England.
Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ veröffentlicht aus asiatischen
Blättern eine Mitteilung, aus der hervorgeht, daß Japans Vorgchen im
Stillen Ozean mit den englisch-japanischen Vereinbarungen durchaus in
Widerspruch steht. Der englische Vertreter in Bangkok soll im Laufe des
August folgende telegraphische Mitteilung von Sir Edward Grey empfangen
haben: Die Regierungen von Großbritannien und Japan sind nach einem
Gedankenaustausch zu der Ansicht gekommen, daß es für beide Teile not-
wendig ist, die allgemeinen Interessen, von denen im englisch-japanischen
Vertrag über den fernen Osten die Rede ist, zu schützen. Dabei haben sic
insbesondere ins Auge gefaßt, die Unabhängigkeit und die Integriüät
Chinas, wie diese in dem genannten Abkommen gewährleistet ist, zu er-
halten. Die beiden Regierungen sind miteinander übereingekommen, daß
sich die Aktion Japans im Stillen Ozean nicht über die chinesischen Gewäßer
ausdehnen wird, ausgenommen, daß es notwendig sein sollte, die japanischen
Schiffahrtslinien im Stillen Ozean zu schützen. Die japanische Aktion
wird sich ebensowenig auf die asiatischen Gewässer westlich des chinesiichen.
Meeres ausdehnen, auch nicht auf dem ostasiatischen Festland.
16. Oktober. (Persien.) Das Programm der Regierung.
Der in Konstantinopel weilende frühere persische Justizminister, Priuz
Mirza Riza, erklärt Pressevertretern, daß Persien unter dem gegen-
wärtigen Schah, der ein starkes Reich schaffen wolle, große Fortschritte
mache. Das Budget sei in Ordnung gebracht. Die persische Staatsschuld
belaufe sich auf sechs Millionen Pfund, was für ein so großes Land eine
unbedeutende Summe sei. Die Regierung werde Steuern einführen, wie
diejenigen in den europäischen Ländern, denn gegenwärtig gebe es mit
Ausnahme der Zölle keine Abgaben in Persien. Das Land werde dann
über bedeutende Reserven für den Fall des Bedarfes verfügen. Der Schah
bemühe sich ständig, die türkisch-persischen Beziehungen enger zu gestalten.
Ein Beweis dafür sei die Verleihung des höchsten Ordens an den türkischen
Botschafter Assim, der ebenfalls eifrig darauf hinarbeite, brüderliche Bande
zwischen den beiden muselmanischen Regierungen zu knüpfen. Persien habe
heute vor allem eine Armee nötig. Gegenwärtig arbeite eine besondere
Kommission zu diesem Zwecke. Persien werde bald eine reguläre Armee
in Stärke von 30000 Mann haben.
19. Oktober. (Kiautschou.) Anfinnen der Japaner zur Uber-
gabe von Tsingtau.
Aus Tokio wird gemeldet: Der Befehlshaber des japanischen Ex-
peditionskorps in Kiautschou hat der Besatzung eine ehrenvolle Kapitulation
angeboten. Er bot der Besatzung an, daß er die Garnison nicht als Kriege-
gefangene behandeln wolle, sondern sie auf japanischen Schiffen durch den
Suezkanal nach einem neutralen Hafen im Mittelländischen Meer über-
führen wolle. Der deutsche Kommandant lehnte das Anerbieten mit aller
Bestimmtheit ab. Gleichzeitig wurde der eingeborenen Bevölkerung freier
Abzug aus der belagerten Stadt zugestanden.
20. Oktober. (Japan.) Das Marineministerium gibt bekannt.
daß die Marschall-, Mariannen= und Karolinen-Inseln aus mili-
tärischen Gründen besetzt worden sind.