Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

1016 Asien. (November 6. — 14.) 
deutsche Kolonie, die sich auf dem Wege von Täbris nach Teheran befindet. 
von Kosaken aufgehoben und nach Rußland verschleppt. Die persische Re- 
gierung legt gegen diese Völkerrechtsbrüche in Petersburg Protest ein. 
6. November. (China.) Die von der Regierung ausgeschriebene 
innere Anleihe von 16 Millionen Pfund Sterling hat einen Zeichnungs- 
betrag von 19 Millionen Pfund ergeben. 
7. November. (Kiautschou.) Üübergabe von Tsingtau. 
Durch Vermittlung der japanischen Gesandtschaft in Peking gelangt 
folgende von dem Gouverneur von Tsingtau erstattete Meldung nach 
Berlin: Festung nach Erschöpfung aller Verteidigungsmittel durch Sturm 
und Durchbrechung in der Mitte gefallen. Befestigung und Stadt vorher 
durch ununterbrochenes Bombardement von Land mit schwerstem Geschütz 
bis 28 cm Steilfener, verbunden mit starker Beschießung von See, schwer 
erschüttert. Artilleristische Feuerkraft zum Schluß völlig gebrochen. Verluste 
nicht genau übersehbar, aber trotz schwersten anhaltenden Feuers wie durch 
ein Wunder viel geringer als zu erwarten. Meyer-Waldeck. 
12. November. (China.) Ein Edikt des Präsidenten bestätigt 
die Rechte und Wahlgesetze des Parlaments. 
Das Wahlgesetz ist so gestaltet, daß es nur einer beschränkten Zahl 
der Bevölkerung Wahlrechte zugesteht. Die Zahl der Abgeordneten ist auf 
275 festgesetzt. 
13. November. (China.) Die deutsche Regierung erläßt 
folgende Erklärung über die deutsch-chinesischen Verhandlungen wegen 
des Bruchs der chinesischen Neutralität durch Japan: 
Die Eroberung von Tsingtau ist den Japanern und ihren Ver- 
bündeten nur durch den Bruch der Neutralität Chinas möglich gewesen. 
Wären die Japaner nicht von Norden her über neutrales chinesisches Gebiet 
eingedrungen, so würden die Helden von Tsingtau an der nur wenig aus- 
gedehnten deutschen Meeresküste wahrscheinlich jeden Landungsversuch ver- 
eitelt haben. Die deutsche Regierung hat gegen die Duldung der Landung 
der japanischen Truppen auf chinesischem Gebiet in Peking Verwahrung 
eingelegt. Nachdem die chinesische Regierung dann ihre Erklärung betreffend 
Beschränkung der neutralen Zone erlassen hatte, hat der deutsche Geschäfts- 
träger Frhr. v. Maltzahn der chinesischen Regierung erklärt, Deutschland 
könne die Erklärung Chinas nicht anerkennen, da sie nach dem Bruch der 
Neutralität durch die Japaner gemacht und ausschließlich zugunsten der 
Gegner Deutschlands und ohne Befragen Deutschlands erfolgt sei. Die 
chinesische Regierung hat daraufhin erklärt, sie habe alles getan, was in 
ihren Kräften stand, um die Neutralität zu wahren, habe aber dem Drängen 
der anderen Mächte (also insbesondere auch Englands) keinen Widerstand 
leisten können. 
14. November. (China.) Die Regierung richtet an Japan 
eine neue Protestnote wegen der Besetzung des chinesischen Tele- 
graphenamtes in Weihaiwei durch japanische Truppen. 
14. November. (Japan.) Militärvorlage. 
In einer Versammlung der Regierungspartei, die gegen die ge- 
plante Heeresverstärkung von 90000 Mann in Friedenszeiten zum Teil 
opponiert, erklärt Ministerpräsident Okuma, es habe sich eine Richtung
	        
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