Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

1056 Auhaug I. Niplematische Verband#umsen. (Juli 31.) 
gegen uns, Italien und Rumänien allen Anzeichen nach nicht mit uns 
gehen würden, so daß wir mit Oesterreich-Ungarn drei Großmächten gegen- 
überstünden. Deutschland würde infolge der Gegnerschaft Englands das 
Hauptgewicht des Kampfes zufallen. Das politische Prestige Oesterreich. 
Ungarns, die Waffenehre seiner Armee sowie seine berechtigten Ansprüche 
gegen Serbien könnten durch die Besetzung Belgrads oder anderer Plötze 
hinreichend gewahrt werden. Wir müssen daher dem Wiener Kabinen 
dringend und nachdrücklich zur Erwägung geben, die Vermittlung zu den 
angebotenen Bedingungen anzunehmen. Die Verantwortung für die sonft 
eintretenden Folgen wäre für Oesterreich-Ungarn und uns eine ungemein 
schwere. 
Der Text der deutschen Note mitgeteilt in der Rede des Reichs- 
kanzlers im Hauptausschuß des Reichstages am 9. November 1916. 
31. Juli. 
(Wien.) Nachts. Die österreichisch-ungarische Regierung äußert 
sich zustimmend zu Greys Vermittlungsvorschlag vom 29. (DW 5 
(Telegramm Kaiser Wilhelms an König Georg vom 31. Juli, 
s. S. 392 f.), EB 112, OR 51). 
Graf Berchtold an den österreichisch-ungarischen Bor- 
schafter in Berlin (OeR 51): Ich ersuche Euer Exzellenz, dem Herrn 
Staatssekretär für die uns durch Herrn von Tschirschth gemachten Mit- 
teilungen verbindlichst zu danken und ihm zu erklären, daß wir trotz der 
Aenderung, die in der Situation seither durch die Mobilisierung Rußlands 
eingetreten sei, gern bereit seien, dem Vorschlage Sir E. Grens, zwischen 
uns und Serbien zu vermitteln, näher zu treten. Die Voraussetung un- 
serer Annahme sei jedoch natürlich, daß unsere militärische Aktion gegen 
Serbien einstweilen ihren Fortgang nehme, und daß das englische Kabinett 
die russische Regierung bewege, die gegen uns gerichtete russische Mobili- 
sierung zum Stillstand zu bringen, in welchem Falle selbstverständlich auch 
wir die uns durch dieselbe aufgezwungenen defensiven militärischen Gegen- 
maßregeln in Galizien sofort wieder rückgängig machen würden. 
Diese Mitteilung wurde von der deutschen Regierung sofort nach 
London weitergegeben (DW öm; s. S. 392 f.). 
Für die Angabe (EB 133, FM 120, 121, 125), die österreichisch-unga- 
rische Regierung sei am 31. bereit gewesen, die Note an Serbien auch mir 
Bezug auf den Inhalt (meme quant au fond) mit Rußland zu diskutieren 
findet sich im Oe keine Bestätigung; vgl. vielmehr EB 139 und Oen 50, 56. 
(Petersburg.) Früh. Anordnung der allgemeinen Mobil- 
machung der Armee und der Flotte (OR 52). 
Begründung: 1. Zar Nikolaus an Kaiser Wilhelm (am 
31. Juli 2 Uhr nachm.): Es ist technisch unmöglich, unsere militärischen 
Vorbereitungen einzustellen, die durch Oesterreichs Mobilisierung notwendig 
geworden sind. 
2. Zar Nikolaus an König Georg (am 1. August; s. S. 549): 
Ich bin (zu der allgemeinen Mobilmachung) gezwungen worden durch die 
allgemeine Mobilmachung Oesterreichs, das Bombardement von Belgrad, 
die Zusammenziehung österreichischer Truppen in Galizien und geheime 
militärische Vorkehrungen Deutschlands. 
3. Der britische Botschafter in Petersburg an Grey 
(EB 113): Der Beschluß (der allgemeinen Mobilmachung) wurde gefaßt in- 
folge eines vom russischen Botschafter in Wien eingetroffenen Berichtes,
	        
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