Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

1082 Auhans II. Biplemalische Euthüllungen. (Dezember 1.) 
an welchem das neue Kadergesetz in Kraft treten sollte, früher festzusetzen. 
Die öffentliche Meinung wurde auf eine weitere Verstärkung des aktiven 
Heeres vorbereitet, die einen ehrenvollen Frieden für Deutschland und 
die Möglichkeit für seinen Einfluß in der Weltpolitik sichern sollte. Das 
neue Heeresgesetz und die Ergänzung, die ihr folgen muß, werden dieses 
Ziel genügend verbürgen. Weder die lächerlichen Racheschreie der fran- 
zösischen Chauvinisten, noch das Zähneklappern der Engländer, noch das 
wilde Gebaren der Slawen durfte uns von unserm Ziel abbringen, das 
in der Verstärkung und Ausbreitung des Deutschtums über die ganze Welt 
bestand. Die Franzosen mögen so viel rüsten, wie sie wollen; sie können 
nicht von heute auf morgen ihre Bevölkerung vermehren. Die Verwendung 
eines schwarzen Heeres auf europäischem Gebiet wird noch lange ein Traum, 
dem übrigens jede Schönheit fehlt, bleiben. 
Der zweite Teil des Berichtes betrifft Ziel und Aufgoben der 
deutschen Nationalpolitik und des Heeres: 
Unser neues Heeresgesetz bedeutet nun lediglich eine Erweiterung 
der militärischen Ausbildung des deutschen Volkes. Unsere Vorväter ven 
1813 haben größere Opfer gebracht. Es ist unsere heilige Pflicht, das Schwen 
zu schärfen, das in unsere Hand gegeben ist, und es bereit zu halten zur 
eigenen Verteidigung wie zur Vernichtung des Feindes. Der Gedanke, das 
unsere Rüstungen eine Antwort auf die Kriegsvorbereitung und die Polinik 
Frankreichs sind, muß dem Volk beigebracht werden. Das Volk muß zu 
der Auffassung gebracht werden, daß ein Angriffskrieg von unserer Seie 
notwendig ist, wenn wir den Herausforderungen des Gegners entgegen- 
treten wollen. Wir müssen vorsichtig auftreten, um keinen Argwohn hervor- 
zurufen und um die Krisis zu vermeiden, die unserm Wirtschaftsleben 
Schaden bringen könnte. Die Dinge müssen so geleitet werden, daß unter 
dem tiefen Eindruck von mächtigen Rüstungen, von beträchtlichen Opfern, 
von politischer Spannung, das Losschlagen wie ein Aufatmen erscheint, 
weil nach langen Friedensjahren ein Fortschritt folgen soll, ähnlich dem 
aus der Zeit nach 1870. Der Krieg muß in finanzieller Hinsicht vorbereiter 
werden. Es ist viel in dieser Hinsicht zu tun. Der Argwohn unserer Finanz- 
leute darf nicht erweckt werden, es gibt jedoch mehrere Dinge, die nicht 
verborgen bleiben können. 
Ueber das Schicksal unserer Kolonien braucht man sich keinen Be- 
fürchtungen hin zugeben. Die endgültige Entscheidung in Europa wird über 
ihr Los bestimmen. Anderseits müssen in Nordafrika und Rußland Un- 
ruhen hervorgerufen werden. Dieses wird ein Mittel sein, um die Streit- 
kräfte des Gegners festzuhalten. Es ist deshalb dringend notwendig, daß 
wir durch gutausgewählte Agenten mit einflußreichen Leuten in Aegypten. 
Tunesien, Algerien und Marokko in Verbindung gelangen, um die notigen 
Vorbereitungen im Falle eines überseeischen Krieges zu treffen. Diese ge- 
heimen Verbündeten wären natürlich zur Zeit des Krieges offen anzu- 
erkennen, und beim Friedensschluß müßte ihnen auch zugesichert werden, 
daß sie die errungenen Vorteile behalten. Diese Ziele lassen sich erreichen. 
Ein erster Versuch vor einigen Jahren brachte uns die gewünschte Ver- 
bindung. Leider sind die damals geknüpften Beziehungen nicht ganz be- 
friedigend. Ob wir wollen oder nicht, wir werden unsere Zuflucht zu solchen 
Vorbereitungen nehmen müssen, um den Feldzug rasch zu Ende zu führen. 
Aufstände, die in Kriegszeiten durch politische Agenten hervorgerufen werden, 
erfordern eine sorgfältige Vorbereitung mit materiellen Mitteln. Sie müssen 
zu gleicher Zeit mit der Unbrauchbarmachung der Verkehrsmittel ausbrechen. 
Es muß einen Leiter geben, der sicherlich unter den geistlichen und poli- 
tischen Häuptern zu finden ist. Die ägyptische Schule vor allem ist dazu
	        
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