Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

1170 Mebersicht üher die politische Entwichlung des Jahres 1914. 
Die allgemeine wirtschaftliche Lage des Landes war glänzend. 
Bei der Einbringung des neuen Budgets konnte Schatzkanzler Lloyd 
George mit Befriedigung feststellen, daß Handel und Wandel im 
vergangenen Jahre einen Höhepunkt erreicht hätten und die Arbeits- 
losigkeit auf die niedrigste Ziffer gesunken sei (S. 534). Von den 
Englischer Staatsausgaben sind die Aufwendungen für die Flotte be- 
Mariiemus onders bemerkenswert. Nachdem bereits der Etat für 1913 eine 
Mehrung von 1,3 Millionen Pfund Sterling gegen das Vorjahr 
erfahren hatte, wurde am 2. März von Marineminister Churchill 
noch ein Nachtrag von 2,5 Millionen Pfund gefordert (S. 522), 
und der am 17. März vorgelegte neue Flottenetat (S. 524) wies. 
eine weitere Erhöhung um 2,7 Millionen Pfund auf, so daß sich 
die gesamten Flottenausgaben auf 51,5 Millionen Pfund beliefen, 
der größte Flottenetat, der je dem Parlamente unterbreitet worden 
war. Auch die militärischen Ausgaben für 1914 zeigten gegen das 
Vorjahr eine Zunahme von 625000 Pfund (S. 523). Von Be- 
deutung für die Schlagfertigkeit der Flotte war auch der am 17. Juni 
bewilligte Kredit von 2,2 Millionen Pfund, der eine Beteiligung 
der Marineverwaltung an der englisch-persischen Olgesellschaft er- 
möglichte. Die Stärke der britischen Flotte, erklärte W. Churchill 
am 17. März im Unterhause, sei der einzige große Ausgleichsfaktor, 
den England zur eigenen Sicherheit und für den Weltfrieden stellen 
könne (S. 526). Widerspruch gegen diesen englischen Marinismus 
regte sich nur vereinzelt, vor allem bei den Mitgliedern der Un- 
abhängigen Arbeiterpartei. Lloyd Georges pazifistische Neujahrs- 
betrachtung (S. 516 f.) gehörte zu jener echt englischen Gattung 
unverbindlicher, für die urteilslose Welt berechneter Stimmungs- 
mache, der im Vorjahre Churchills Flottenfeierjahrsgedanke ent- 
stammte. Zu irgendwelchen positiven Vorschlägen von englischer 
Seite bezüglich einer Einschränkung der Seerüstungen ist es nicht 
gekommen. überdies hat es Lloyd George mit seinen Friedens- 
ideen vereinbar gefunden, auch nach der Kriegserklärung im Kabinette 
zu verbleiben. Dagegen sind am 6. August drei andere Regierungs- 
mitglieder, der Präsident des Geheimen Rates Morley, Handels- 
minister Burns und der Unterstaatssekretär im Unterrichtsamt 
Trevelyan, zurückgetreten (S. 557), nicht aus Freundschaft für
	        
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