566 Großbritunnien. (August 26. 27.)
rung der Ansicht Ausdruck, es bestehe keine Ursache, um die für November
angesetzten Gemeindewahlen aufzuschieben. Der Vorsitzende des Kriegsamts
ibt bekannt, daß erwogen werde, ob für den Handel aus Großbritannien
Erlanbnisscheine an Gesellschaften erteilt werden dürfen, deren Aktien sich
in deutschen Händen befinden. Die Sache werde gehörig geprüft. Da in
England immer noch keine Verlustlisten veröffentlicht worden sind, regt ein
Mitglied die baldige Bekanntgabe an, weil die Spannung beim Publikum
erleichtert werden müsse. Es sei noch keine Liste zur Hand, erklärt der
Vertreter des Kriegsamts, und der Premier bedauerte unter Beifall auf
der ministeriellen Seite, daß die Frage überhaupt gestellt worden sei. Sir
John French, der Oberkommandierende in Frankreich, habe berichtet, daß
es angesichts der Umstände des Kampfes schwer sei, gegenwärtig eine irgend-
wie vollständige Aufstellung zu machen, und es sei außerordentlich hart,
eine unvollständige Verlustliste zu veröffentlichen. Endlich wird noch eine
Frage gestellt, wie es sich mit den deutschen Greueln verhalte, über die
das amtliche Pressebureau berichtet habe. Asquith erklärt, die in den Mit-
teilungen enthaltenen Angaben bildeten das Ergebnis der Untersuchung,
die ein vom belgischen Justizministerium geleiteter Ausschuß angestellt
habe. Die belgische Regierung werde das Nötige veranlassen, um die fest-
gestellten Tatsachen zur Kenntnis der gesamten zivilisierten Welt zu bringen.
26. August. Es wird bekannt, daß die englische Regierung
alle deutschen Patente und Schutzmarken für verfallen erklärt hat.
27. August. (Unterhaus.) Beschluß einer Sympathieadresse
an den König der Belgier. Dem Hause wird eine Neuausgabe der
Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges (Weißbuch) vorgelegt.
(Siehe den besonderen Abschnitt im Anhang.)
27. August. In der amerikanischen Wochenschrift „The Nation“
macht der Londoner Korrespondent Towse folgende sehr bemerkens-
werte Angaben über seine Beobachtungen in der britischen Hauptstadt.
Er schreibt am 11. August nach New-York u. a.: Seit 10 Tagen
(also bereits am 1. August) ist das Land fieberhaft mit militärischen Vor-
bereitungen beschäftigt. Tag und Nacht befördern die Eisenbahnen Truppen
an die Küsten; lange Reihen von Reservisten und Soldaten der Terri-
torialarmee marschieren durch die Straßen an ihre Bestimmungsplätze;
Pferde, Lastwagen und Automobile sind für den staatlichen Dienst requi-
riert worden. Durch die plötzliche Unterbrechung der gewöhnlichen Ver-
kehrsmittel ist der gesamte Engros= und Detailhandel demoralisiert worden.
Die Geschäftsfirmen und die Läden sind eines großen Teiles ihrer An-
gestellten beraubt worden, die Hälfte der Fahrer und Schaffner bei den
Autoomnibussen und Eisenbahnen ist verschwunden, Post= und Telegraphen-
beamte sind eingezogen, eine große Anzahl von Polizeibeamten gleichfalls,
und so ist die gesamte Maschinerie des täglichen Lebens plötzlich in höchst
fataler Weise unterbrochen worden. Die Schnelligkeit, die Heimlichkeit und
die Ordnung, mit welcher die Regierung handelte, war außergewöhnlich.
Es wird jetzt langsam nach und nach bekannt, daß die Vorbereitungen
zum Kriege bereits vor drei Monaten begonnen haben. Ich weiß, daß
einige Marinereserveoffiziere bereits vor 3 Monaten ihren Schiffen zugeteilt
wurden, und habe von, wie ich glaube, ganz zuverlässiger Seite die Ver-
sicherung erhalten, daß Lord Kitchener schon vor einigen Wochen im ge-
heimen nach Belgien gegangen ist, um mit dem belgischen Generalstab die