Mebersicht über die politische Entwicklung des Jahres 1911. 1203
erfolge der Ausgang des Aufstandes nicht zweifelhaft sein. Nach-
dem Chr. Dewet am 1. Dezember auf der Farm Waterburg ge-
fangen genommen worden war und General Beyers am 7. Dezember
auf der Flucht sein Leben eingebüßt hatte, legten die übrigen Führer
die Waffen nieder und entließen ihre Kommandos. General Botha
erklärte darauf den Aufstand offiziell für beendet. Nur Maritz und
Kemp setzten den Kleinkrieg noch längere Zeit fort. Infolge der
Erhebung der Buren ist ein umfassender Angriff auf Deutsch-Süd-
westafrika im Berichtsjahre nicht mehr zur Ausführung gekommen.
Die Besitzungen der europäischen Mächte in Mittelafrika Mittelafrika.
sollten nach den Bestimmungen der Kongoakte bei einem Kriege
des Mutterlandes neutralisiert werden. Die belgische Regierung
leitete demgemäß am 7. August mit der englischen und der fran-
zösischen Regierung Verhandlungen ein, um die Neutralisation
des gesamten Kongogebietes durchzuführen (S.757; vgl. die in
der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ vom 25. März 1915 ver-
öffentlichte deutsche „Denkschrift über die Verhandlungen betr. die
Neutralisierung des konventionellen Kongobeckens“, abgedruckt in der
Beck'schen „Chronik des deutschen Krieges“ Bd. IV S. 239 ff.; vgl.
auch Gesch. Kal. 1915, unterm 25. März). Während aber Frank-
reich dazu sofort bereit war, erklärte die englische Regierung erst
am 17. August, daß sie der belgischen Anregung nicht beipflichten
könne, da beiderseits bereits die Feindseligkeiten eröffnet seien und
sie sich andererseits überhaupt nicht von dem politischen und stra-
tegischen Nutzen des belgischen Vorschlages überzeugen könne. Den
wahren Grund der Ablehnung hatte ein Vertreter der franzö-
sischen Regierung bereits am 16. August dem belgischen Ge-
sandten in Paris verraten: bei der gegenwärtigen Lage komme es
darauf an, Deutschland überall da zu treffen, wo es nur immer
zu erreichen sei. Die Verzögerung der englischen Antwort hatte,
wie die deutsche Denkschrift feststellt, darin ihren Grund, daß erst
der deutsche Angriff auf Taveta in Britisch-Ostafrika am 15. August
England einen brauchbaren Vorwand für seine ablehnende Haltung
lieferte. In Wirklichkeit waren freilich bereits in den ersten Tagen
nach der Kriegserklärung französische und belgische Streitkräfte gegen
Kamerun und englische Schiffe gegen die ostafrikanische Kolonie
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