Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

576 Grofbritannien. (September 14.—Mitte.) 
lands ein Manifest, in dem es scharf dagegen Stellung nimmt, daß 
die längere Fortdauer des Krieges dazu benutzt werden könnte, die 
allgemeine Wehrpflicht in England einzuführen. 
14. September. (Unterhaus und Oberhaus.) Regierungs- 
ankündigung betr. die Homerulevorlage und die Vorlage über die 
Entstaatlichung der Kirche in Wales. 
Asquith erklärt, die Regierung beabsichtige, zur Beratung der 
Homerulevorlage und der Vorlage, betreffend die Trennung der Kirche vom 
Staat in Wales zu schreiten; sie werde aber einen Gesetzentwurf vorlegen, die 
Ausführung dieser Maßnahmen für 12 Monate, oder wenn der Krieg 
länger dauere, für länger hinauszuschieben. 
Im Oberhause wiederholt Marqueß of Crewe die Erklärungen des 
Premierministers Asquith über Homerule und verspricht, daß eine Abände- 
rungsvorlage eingebracht und erledigt werden solle, bevor die Homerule- 
vorlage in Kraft trete. Lord Lansdowne bringt einen Antrag ein, daß 
alle von Partei wegen umstrittenen Gesetzentwürfe liegen bleiben sollen. 
15. September. (Unterhaus.) Die Homerulevorlage und 
die Kirchentrennungsvorlage werden Gesetz, treten jedoch auf Grund 
des Aufschubgesetzes, das in allen Lesungen angenommen wird, erst 
nach dem Kriege in Kraft. 
Asquith erklärt, daß diese Regelung das von der Regierung gegebene 
Versprechen einlöse, daß keine Partei im Zusammenhang mit dem Kriege 
irgendeinen Nachteil oder Vorteil haben solle, und führt aus, daß ein 
unbegrenzter Ausschub der Maßregeln, die im ordentlichen Lauf der Dinge 
zur parlamentarischen Erledigung gekommen wären, am Ende der Session 
einen Nachteil für die ministerielle Partei bedeutet haben würde. Er ver- 
spricht die Abänderungsvorlage in der nächsten Session vorzulegen, und 
drückt dabei die Hoffnung aus, daß eine dauernde Regelung der Frage erreicht 
werden würde. Der Minister zollt dem Patriotismus der Ulsterfreiwilligen 
Anerkennung und erklärt, daß jede Absicht, einen Zwang auf Ulster aus- 
zuüben, undenkbar wäre. Bonar Law erhebt heftigen Einspruch gegen das 
Vorgehen der Regierung, welches er als Bruch ihres Versprechens ansähe. 
Aber, fügt er hinzu, bis der Krieg vorüber ist, werden wir der Regierung 
mit allen Mitteln beistehen, die in unserer Macht sind, und ich gebe diese 
Zusicherung mit der vollsten Zustimmung eines jeden Mitgliedes unserer Partei. 
15. September. (Oberhaus.) Homerulevorlage. 
In Uebereinstimmung mit der Haltung der Opposition gegenüber den 
Verhandlungen der Homerulevorlage, wie sie durch die Einbringung des 
Lansdowneschen Gesetzes vom 14. zum Ausdruck gekommen ist, wird mit 
93 gegen 29 Stimmen beschlossen, die Erörterung der zweiten Lesung der 
Homerulevorlage zu verschieben. 
Mitte September. Brigadegeneral Findlay, der Befehls- 
haber der Artillerie des englischen Expeditionskorps, fällt in den 
Kämpfen an der Marne, 55 Jahre alt. 
Mitte September. Die englische Regierung erwidert in der 
dänischen Presse auf die Erklärung des deutschen Reichskanzlers vom 
13. September. (Siehe S. 396.)
	        
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